Geografisches

Bosgcargén: Ein idyllischer Wald mit magischer Atmosphäre, der Baumbestand besteht größtenteils aus sehr großen Ölbäumen (Symbolik: Ölbäume wachsen sehr langsam. Dass sie im Boscargén so groß sind, zeigt, dass dort seit langer, langer Zeit Frieden herrscht). Mitten im Wald liegt der Lagoscyre, ein großer See. Da „Nachnamen“ in der Schattenherzchroniken-Welt in der Regel Herkunftsbezeichnungen sind, werden Wald und See auch bei den Eigennamen der auftretenden und erwähnten Schattensänger referenziert. Im Boscargén findet sich der Etaímalon, das ist das „Heiligtum“ von Noktáma (der „Dunkelheit“), äußerlich ein nettes kleines Häuschen, im Inneren ein kathedralenartiger Saal.

Montazíel: Die Gebirgskette, die die Schattenherzchroniken-Welt genau mittig teilt. Allerdings ist sie kein überwindbares Hindernis, sondern ein von Schluchten, Pässen und Canyons durchzogenes Gebiet (auf der Südseite hohe Tafelberge – quasi eine Wand, auf der Nordseite nach und nach in eine Ebene abfallend). Mit Ortskenntnis ist es sehr einfach durch die Schluchten zu überwinden. Im Montazíel gibt es einen wichtigen Ort, nämlich den obersten Gipfel: Der ist nicht etwa von Eis und Schnee bedeckt, sondern eine friedliche, große (und komplett surreale) Wiese; die für alle Magierzirkel ein neutraler, „heiliger“ Ort ist. (Dieser Berggipfel wird in anderen Episoden der Schattenherzchroniken später wichtig; vorerst erfahren wir nur, dass es ihn gibt und wie es da aussieht.)

Valvivant: Das erste teirandon nördlich des Montazíel; in der Mitte die Burg von Benjus Valvivant, angrenzend die Gebiete seiner Ritter. Valvivant im Zentrum ist eine mediterran inspirierte, warme und fruchtbare Gegend, die zum Großteil aus einem riesigen Park zu bestehen scheint. Sogar die schneeweiße Burg selbst hat ein bemerkenswert offenes, sorgloses Flair – man stelle sich eine Mischung aus Märchenschloss und Mittelmeer-Postkarten-Pittoreske vor. Je weiter man sich von der zentralen Burg entfernt, scheint zumindest die Natur wieder „authentischer“ zu werden. Gezeigt wird das am yarlmalón („Gebiet eines Ritters“) Tjiergroen, dessen Akzent auf halb gebirgigem Nadelwald liegt.

Wijdlant: Das Königreich von Kíaná, gelegen in einer großen flachen Ebene; es wechseln sich unkultivierte Steppe und Agrarflächen ab. In „Schattenherz“ erscheint (plotbedingt) die ganze Region, inklusive der Gebiete von Kíanás Rittern, wie ein endloses Ödland (von der Stimmung her etwa als stünde man an einem trüben Novembertag mitten auf einem riesigen, matschigen, abgeernteten Acker. Im Nieselregen. Bei Kälte.)


Wijdlant aus zwei Perspektiven: Ungeachtet dieser Atmosphäre gibt es aber durchaus Leben in Wijdlant: Die Bewohner können sich mit ihrer Landwirtschaft ausreichend versorgen, es kommen auch Reisende von außerhalb vorbei. Es wäre unrealistisch und sehr verdächtig, wenn ein ganzes Königreich mitten in der Welt plötzlich „verschwinden“ würde. Aber: Wer von außerhalb herkommt (Reisende, Händler…) hat es sehr eilig, wieder zu gehen, da die allgemeine Stimmung so unerträglich ist. Die Bewohner innerhalb von Wijdlant haben sich an den Zustand so sehr gewöhnt, dass sie ihn nicht hinterfragen. Sie bemerken aber sehr wohl, dass es ihnen nie gelingt, das Gebiet der Königin zu verlassen, es sei denn, Gor Lucegath erlaubt es ihnen (zum Beispiel, wenn er es für sinnvoll hält, dass die Ritter sich gelegentlich anderswo zeigen). Das geht allerdings mit einer Gedächtnismanipulation einher: Niemand beklagt sich über die Lage im Land.


Pianmurít: Kein Ort, sondern ein Void (eine Leere), die Gor Lucegath geschaffen hat. Einerseits sind Ausläufer von Pianmurít eine Art Schleier, der über Wijdlant liegt und der auf verschiede Personen jeweils anders wirkt: normale Bewohner der Schattenherzchroniken-Welt empfinden ihn als traurige Alles-egal-Stimmung; Magier durchschauen diese Alles-egal-Stimmung als magie-induzierte „Tarnung“ (und können entsprechend darauf reagieren). Für Ujora aus der anderen Welt ist Pianmurít in seiner Wechselwirkung mit der echten Welt irritierend: Sie kann zunächst davon betroffene Personen nicht richtig erkennen („wie ein verschwommenes Fernsehbild“) oder hören; Orte (das Innere der Burg) verzerren sich für sie zu einer unmöglichen Architektur (sinnlose Treppen, Sackgassen, Rundgänge …) – Das Herz von Pianmurít ist eine Sphäre, in der es außer gräulichem Licht(?) überhaupt nichts gibt; abgesehen von einer groben „Oben-Unten-Orientierung“. Der Void ist Schauplatz des großen Showdowna, zuvor benutzt Gor ihn, um Yalomiro eine Zeitlang darin gefangenzuhalten.


Spagor: Das Reich von Asgaý Spagor liegt ganz im Norden am Meer. Aus historischen Gründen ist die Königsburg ein bemerkenswert moderner Bau: Es handelt sich um mehrere zweckmäßig-kastenartige mehrstöckige Gebäude, deren Außenmauern zugleich die Burgmauer bilden (ein „Zweckbau“ nach der Zerstörung der ursprünglichen klassischen Burg). Das Gebäude wird sogar von seinen Bewohnern als hässlicher Klotz empfunden. Dafür hat sich die Anrainer-Dorfgemeinschaft gleich nebenan ein zauberhaftes Dörfchen aufgebaut, eine Mischung aus skandinavisch inspirierten Häuschen und weiß getünchter Mittelmeer-Idylle, schön bunt, jedes mit Gärtchen; ein Runddorf um einen zentralen Platz.

(Baulich und geografisch interessanter als die Königsburg sind die Gebiete von Waýreth Althopian und Alsgör Emberbey; die sind in „Schattenherz“ aber keine Schauplätze). Ebenfalls nur erwähnt wird die Hafenstadt Virhávet gleich westlich von Asgaýs Burg. Vorerst erfährt der Leser nur, dass die Leute im Fischerdorf und die Ritter das Wachstum der Stadt mit Besorgnis beobachten, dass sie (wie sich in späteren Episoden zeigt) nicht zu Unrecht befürchten, dass die Stadt die traditionellen Werte der Ritter bedroht.

Wichtig als Schauplatz sind das Meer selbst und der Strand: Der ist direkt an der Burg sehr flach und breit und die Gezeiten sind geradezu irrsinnig: Bei Ebbe eine friedliche Wattlandschaft, rast die Flut Tsunami-artig heran und erreicht den Strand innerhalb von Augenblicken. Die Einheimischen sind darauf eingestellt und nutzen das sogar routiniert für ihre Ausfahrten aufs Meer, für Ortsunkundige kann es eine böse Überraschung sein.

Das Meer selbst ist grün und sehr begrenzt: Fährt man mit einem Schiff ein paar Tage geradeaus, gelangt man an eine tobende Wasserwand – das „Chaos“. Dort ist die Grenze der Schattenherzchroniken-Welt, denn dort gibt es (bis zu einer späteren Episode) kein Durchkommen, (Handels-)Schifffahrt gibt es nur zwischen ein paar Inseln und längs der Küste. (Auf der Südseite der Welt, in “Schattenherz” nur erwähnt, aber später immens wichtig, liegt das „Gegenstück“ dazu: Die Stadt Auropea am Rande der Wüste Soldesér. Da wird es so heiß, dass der Sand schmilzt – nach Süden kommt also auch niemand aus der Welt heraus.)