Am späten Nachmittag nach dem mysteriösen Sandregengewitter und dem unheimlichen Wolkenzeichen über dem Turm, und nach all der Unruhe, die die verschlossene Tür gebracht hatte, verlief das Leben in Wijdlant wieder in normalen Bahnen.

Das bedeutete nicht, dass das Burgvolk die seltsamen Vorkommnisse vergessen oder verdrängt hätte. Aber insgesamt erschien allen die ganze Geschichte so absurd, so unwirklich und vor allem, so unerklärlich, dass die meisten darüber zusammenkamen, dass man am besten nicht darüber sprach. Schon während der Nacht hatten die sonderbaren Umstände die meisten zum Schweigen gemacht, denn kaum hatten die Leute von Wijdlant den äußeren Bereich der Burg hinter sich gelassen, hatte auch der Sandregen aufgehört, und als sie zurückblickten, war auch nichts mehr von dem Wolkengebilde zu sehen. Eine dicke Regenwolke hing unbeweglich über der Burg, deutlich zu erkennen im Licht von Noktámas Juwel – ungewöhnlich für die Jahreszeit, aber nichts, was sie nicht schon bei anderen Gelegenheiten und Tageslicht gesehen hätte. Träge Wolken gab es immer, und meist war das gut für die Felder, weil ergiebiger Regen dabei abfiel.

Doch sobald die Ersten entgegen dem Geheiß von yarl Moréaval kehrtmachten und zurückkehren wollten, setzte das ringförmige Wetterleuchten wieder ein, erschreckte sie und ließ sie fliehen.

Einige, die aufgeregt die ersten äußeren Bauernhöfe erreichten und ihre Geschichte vortrugen, ernteten verständnislose Blicke. Sollte der yarl tatsächlich über eine simple Wolke am Himmel so in Aufruhr geraten? Waren die teiranday und yarlay tatsächlich im eigenen Turm eingesperrt?

Man versuchte, die verstörten Burgleute mit verständnisvollen Worten und dem einen oder anderen geistigen Getränk zu beruhigen. Am nächsten Morgen, versicherte der spreghenar des nächstgelegenen Dorfes, wolle man wohl gern mit ihnen zurückkehren und sich die Sache aus der Nähe anschauen.

Als die Burgleute, verstärkt durch eine Schar neugieriger Dorfbewohner am nächsten Tag die Tore der Burg von Wijdlant erreichten, dort alles in ordentlichem Zustand und die yarlay mit den teiranday bei einem kargen Morgenmahl aus Brot und kalter Nahrung vorfanden – denn es hatte ja niemand etwas zubereiten können – war die ganze Angelegenheit allen Beteiligten ein wenig peinlich gewesen.

Die Tür? Ganz furchtbar verzogen sei die gewesen, behauptete der teirand. Schlimm, nach all dem Regen. Und ja, ein drolliger Zufall, dass sie alle gemeinsam gerade im Turm zu tun gehabt hatten, als die Tür zugefallen war. Zum Glück hatte yarl Moréaval, kaum zurückgekehrt von seiner weiten Reise und allen Mächten sei Dank, wacker die ganze Nacht mit der Axt gegen das störrische Holz gefochten. Eine große Belohnung sollte er bald für seine Mühen erhalten.

Nun, dass die Tür in Trümmern war, konnten sie alle mit eigenen Augen sehen.

Aber, so wagten einige zu sagen, sie hätten doch selbst gesehen … und sogar eigenhändig versucht, die Mauer aufzuschlagen, und das Wasser …

Welches Wasser?, hatte Moréaval überrascht gefragt. Und ja, die Beschädigung an der Mauer … die möge man doch bitte bald reparieren. Und wenn man schon dabei sei … die Tür oben im Turm, an der die Kinder, die künftigen yarlay von Grootplen, Altabete und Althopian sich im Übermut vergangen hatten … auch die solle bitte getauscht oder seinetwegen zugemauert werden. Mit ganz dicken Steinen. Sobald wie möglich. Warum man denn noch hier stünde und untätig sei?

Aber der Sandregen … das Wolkenzeichen …

Dafür, hatte Kíaná von Wijdlant gesagt, habe der ehrenwerte mestar doch sicher eine Erklärung in seinen gelehrten Büchern. Sei es nicht so, das im Westen und Osten, in Ghelazia zum Beispiel, im Winter oft seltsame Lichter in den Wolken sein, wunderschön anzusehen und gar nicht so selten?

Ja, hatte der mestar gemurmelt und dann noch etwas von eisigen Winden in großer Höhe gestammelt. Aber yarl Grootplen, der mynstir, hatte ihn beiseitegenommen und lange mit ihm im Vertraulichen geredet. Yarl Emberbey, der mynstir des teirand, hatte sich dem angeschlossen. Dann war der verwirrte alte Gelehrte eine Weile in seinem Schulzimmer verschwunden und später am Tag hatte er das Burgvolk zusammengerufen, einen wortreichen Vortrag über das Zusammentreffen wunderlicher Wetterphänomene gehalten, und über Gewitterleuchten, das – unter besonderen Umständen – von einer hochragenden Struktur – wie eben einem Turm – festgehalten und angezogen werden konnte wie Eisen von Magnetstein. Dass man das aus einiger Entfernung nicht mehr sah, hinge mit der Brechung des Lichtes und dem Winkel des Betrachters zur Lichtquelle zusammen, so wie es ein weiser forscor aus Forétern einst bewiesen hatte, indem …

Und spätestens da hatte niemand mehr wirklich zugehört, abgesehen von Osse Emberbey. Dessen Augen hinter den dicken Gläsern der wieder zurechtgebogenen Brille waren immer größer, sein Blick schier begeistert geworden.

„Das ist doch kompletter Blödsinn“, hatte Jándris geflüstert. „Der erzählt doch Ammenmärchen!”

„Vater sagt”, verriet Láas ein Geheimnis, das er unmöglich so versiegelt halten konnte, wie die Erwachsenen es erwarteten, „sie haben dem mestar gesagt, er soll sich was einfallen lassen, was schlau klingt und das die Leute glauben, ohne es überprüfen zu können. Damit sich niemand fürchtet oder denkt, es sei sowas wie Zauberei geschehen.”

„Ist das dann nicht gelogen?”, wollte Manjév wissen.

„Vielleicht ein bisschen. Aber auch nicht wirklich. Wir wissen, was passiert ist. Aber es könnte doch auch wirklich einfach so eine verirrte Wolke aus den gefrorenen Landen gewesen sein, oder? Die waren doch alle nicht dabei. Die müssen nicht wissen, was wirklich war. Davon bekämen sie nur Angst.”

„Da hast du recht, Wiegenkind. Kalt genug war es ja”, sagte Jándris nachdenklich.

„Außerdem haben wir das alles nur geträumt”, sagte Tíjnje, die sich viel mehr für das Kistchen mit erdgefüllten Blumentöpfchen interessierte, das sie mit wichtiger Miene schon den ganzen Tag einher trug, so wie gestern die Pfannkuchen. „Aber böse Träume sind nicht echt. Man kann sie auspusten. So etwa.” Sie blies aus vollen Backen und grinste.

Die älteren Kinder schauten sie einvernehmlich an. Wenn die Kleine sich all den Schrecken als wilden, beängstigenden Traum erklären konnte, dann würde es ihr niemand ausreden. Um sich das Vergangene in der Phantasie schönzureden, dazu waren sie selbst bereits zu alt. Zu wissend.

„Kommt mit”, ordnete Manjév an. „Wir gehen raus an den Graben. Ich hab euch was zu sagen. Láas, du trägst den Korb hier. Du auch, Osse!”, fügte sie hinzu, als der Junge keine Anstalten machte, sich den anderen anzuschließen.

„Aber Majestät … der mestar redet, und ich …”

„Das kannst du dir bald alles ganz genau in Virhavét anhören”, unterbrach Merrit ihn. „Und wenn du dann in Ivaál bist, spätestens dann, hast du bestimmt schon selbst ein schlaues Buch über all das geschrieben. Dann erklärst du uns das gelehrte Gerede nochmal so, dass wir es verstehen.”

„Komm mit, Eulengesicht.” Jándris hieb ihm kumpelhaft gegen die Schulter. Osse zuckte zusammen und Jándris errötete. „Vergib mir. Ich hab nicht dran gedacht. Tut es sehr weh?”

„Die doayra wird schauen, was sie tun kann. Aber … ja. Ja. Es tut weh.”

„Es gibt nicht viele Erwachsene, die von Chaosgeistern verletzt wurden”, sagte Merrit.

„Soll ich stolz darauf sein?”, fragte Osse verwirrt.

„Nein. Wir anderen sollten es bedenken.”

Manjév schaute auf ihre Schuhe hinab, neue, frische Schuhe. Da war etwas zwischen Osse und Merrit, das sie bewegte. Es war noch frisch und unbeholfen, aber es war gut und schön. Einen Moment fragte sie sich, ob es der Wille der Mächte gewesen war, der die ungleichen Knaben auf diesem Weg zusammen geführt hatte.

Die Kinder stahlen sich von der Menschenmenge weg, die gehorsam den Ausführungen des mestar folgte. Hier und da gähnte jemand bereits verstohlen, aber der alte Herr redet sich in Begeisterung. Nie zuvor hatte er ein so großes Publikum gehabt. Die opayra stand neben der teiranda und der yarlara von Moréaval und warf ihm bewundernde Blicke zu. So schnell würde sie wohl nicht bemerken, dass die Kinder fort waren.

Die sechs schlüpften durch die Pforte, die hinauf auf den Uferwall des Burggrabens führte. Enten und Wasserwachteln schwammen friedlich einher, und der blaue Himmel spiegelte sich im Wasser. Jándris fand ein paar Eimer nahe dem Türchen, stellte einen umgedreht hin und breitete sein Wams darauf aus. Manjév lächelte huldvoll und nahm darauf Platz.

„Kommt”, sagte sie. „Ich halte Hof. Was steht ihr herum, als sei die teiranda nicht im Raum?”

Láas hob fragend die Brauen. Das war ein anderes Spiel, als sie es von Manjév gewohnt waren. Aber Tíjnje schien im Bilde. Sorgsam stellte sie ihre Blumentöpfe ab und setzte sich würdevoll an Manjévs Seite ins Gras.

„Ich bin die Hofdame”, sagte sie stolz. „Aber eigentlich bin ich die Geheimkurierin, aber das sollt ihr nicht wissen, das ist ein Geheimnis. Und ich bin die oberste ehrwürdige Hüterin der Mondlichtblumen.”

„Und was soll das sein?”, fragte Láas mit einem duldsamen Seufzer.

„Keine Ahnung. Papa sagt, Meister Yalomiro sagt, das bin ich.”

„Osse?”, mahnte Manjév, um Tíjnjes Geplapper für den Moment zu bremsen.

Osse schaute die anderen verwirrt an. Merrit grinste und nickte aufmunternd. Also atmete Osse tief ein und stellte sich an Manjévs Seite. Dorthin, wo einst der mynstir zu stehen hatte, wenn die teiranda anwesend war.

Láas, Jándris und Merrit knieten artig vor ihr nieder. Manjév schmunzelte in sich hinein. Sich hinstellen oder gar setzen durften die Jungs nun erst, wenn sie es ihnen erlaubte. Das würde ein Spaß! Wie lange würden die drei es in dieser Position aushalten? Wem würden als Erstes die Beine lahm werden?

„Wie geht es weiter, meine Herren?”, fragte sie. „Wohin führen Euch Eure nächsten … Abendtüren?”

„Aventüren”, rief Tíjnje aus.

„Fangt Ihr an, Herr Merrit.”

„Mein Vater will in den nächsten Tagen zurück nach Althopian”, sagte Merrit. „Ihm ist nicht wohl, die Burg so lange nur in Händen des Kastellans und des Schwertmeisters zu lassen. Er sagt, es müsse sich jemand umtun, was im Osten vorgeht, und wachsam sein. Es sei … Lumpenpack unterwegs,”

„Was heißt das, Herr Merrit?”

„Ich weiß es nicht, Majestät. Aber mir scheint, ich sollte ihn nicht damit allein lassen. Ich will nicht, dass mein Vater allein und in Unruhe ist.”

„Sie werden dich ohnehin wieder bald hierher schicken”, sagte Jándris, ohne gefragt zu sein. „Ich hab gehört, dass Herr Jóndere einen Knappen sucht.”

„Ja, Wiegenkind. Es ist üblich, dass die Herren einer Kumpanei untereinander ihre Söhne dafür stellen. Ich selbst werde nach dem Winter einem ganz furchtbar gestrengen Schinder dienen müssen.”

„He!”, protestierte Láas. „Wie nennst du meinen Vater, du Wicht?” Er boxte nach Jándris, aber der duckte sich feixend weg. Manjév seufzte lautlos. An Disziplin fehlte es ihren yarlay wohl ganz entschieden noch.

„Ich hatte gedacht”, sagte Merrit überrascht, „dass man mich yarl Emberbey zuweisen würde.”

„Nein, Wiegenkind”, sagte Láas, nun ganz ernst. „Osse, dein Vater, mit Verlaub, braucht keinen Knappen mehr, hab ich den teirand … sagen hören. Er …”

„Dein Vater ist ein alter Mann”, half Jándris weiter, nicht spöttisch, sondern mit ehrlicher Behutsamkeit. „Er wird nicht mehr in den Kampf oder ins Turnier ziehen können.”

„Er ist ein großartiger Krieger”, beeilte sich Láas, hinzuzufügen. „Wir haben ihn gegen die Chaosgeister fechten sehen. Aber bald …”

„Ich weiß”, sagte Osse. „Aber Majestät … er weiß es auch. Er hat dafür vorgesorgt. Er … hat einen anderen Kämpfer benannt, der ihm an meiner Stelle folgen wird.”

„Das ist gut zu hören, Herr Osse”, sagte Manjév. Wie sehr sie diese Information überraschte, konnte sie sich jetzt nicht anmerken lassen. Was für ein anderer Kämpfer? Wer könnte ihr besser dienen als der schwache, kluge Osse mit den schlechten Augen und der zerrissenen Schulter? „Wijdlant kann auf die Gefolgschaft von Emberbey nicht verzichten. Aber mir ist wohl, wenn du dich nicht wie diese Raufbolde hier in Gefahren stürzt. Dein Platz ist an anderer Stelle. Hier, neben mir.”

„Trotzdem”, sagte Merrit. „Wenn du später in Ivaál bist, dann musst du unbedingt eine der Schwertschulen dort besuchen. In Ivaál habe sie ausgezeichnete Lehrer. Ich werde meine Tante dort bitten, dir einen Platz zu vermitteln.”

„Der braucht keinen affektierten Schwertlehrer aus Ivaál”, schnaubte Láas. „Das kriegen wir auch hier hin.”

„Gleich morgen fangen wir an”, freute sich Jándris. „Wir zeigen dir, wie herum man ein Schwert anfasst. Natürlich erst mal eines aus Holz. Sicher ist sicher.”

„Aber ich kann nicht kämpfen! Deswegen gehe ich doch auf die Schulen!”, protestierte Osse verstört.

„Du sollst uns ja auch nicht im Turnier überwinden und vor den fánjulaé zum Gespött machen, Eulengesicht. Aber wer mit einem Brett gegen Monster fechten kann, schafft das auch mit einem Schwert gegen Menschen.”

„Oder was willst du machen, wenn deine teiranda noch einmal von einem Chaosgeist angegriffen wird? Mit deinem Tintenfass werfen?”

Tíjnje kicherte und stellte sich wahrscheinlich die Kleckerei bildlich vor. Dann fing sie den Blick auf, den Osse und Merrit einander zuwarfen. Merrit spornte Osse an. Und der Junge mit der Brille, der wehen Schulter und dem scharfen Verstand lächelte schüchtern.

„Gut”, sagte Manjév. „Dann werde ich wohl so manche erheiternde Rauferei zu sehen bekommen. Meine Hofdamen, die edle Frau Tíjnje und sicherlich bald auch Frau ..”

„Truda. Truda Emberbey.”

„Danke, Osse. Wir erwarten von Euch allen Tapferkeit, ehrenvolles Verhalten und die Bereitschaft, jederzeit Euren teiranday und den Schutzbefohlenen zu dienen, sie zu verteidigen und hilfreich und gerecht zu sein. Schafft ihr das, mit Anstand und Würde? Und ohne eure teiranda allzu sehr zu blamieren?”

„Solange unsere teiranda uns Gerechtigkeit, Weisheit und Milde vorlebt”, sagte Merrit Althopian arglos. Manjév zuckte zusammen und schauderte. Schallte da gerade Meister Yalomiros Stimme in ihrem Herzen nach?

„Das gelobe ich Euch”, sagte sie. Merrit lächelte mit demütig gesenktem Blick. Nein, er hatte keine Ahnung, was das, was ihm da über die Lippen gekommen war, in ihrer Seele bedeutete.

„Ich habe nun für dich ein Geschenk, Merrit Althopian. Du darfst dich erheben und den Korb öffnen.”

„Warum kriegt der nun was geschenkt und wir nicht?”, murrte Jándris.

„Weil ihr sowieso was bekommen werdet, von meinen Eltern und euren Vätern. Das hier ist … ein Andenken. Oder ein Begrüßungsgeschenk. Wie man es nimmt. Nehmt es aus dem Korb, Herr Merrit.”

Er langte gehorsam hinüber, schaute hinein und seine Augen weiteten sich vor Überraschung,

„Das kann ich nicht annehmen, Majestät”, sagte Merrit bestürzt.

„Es ist ein Befehl.”

„Nein. Es ist viel zu kostbar!”

„Es gehörte wohl meinem Opa. Es ist ein Erbstück. Aber weder meine Mutter noch ich können es gebrauchen. Ich will, dass du es hast. Du kannst damit etwas beginnen. Oder willst du gleich den ersten Befehl verweigern, den ich dir erteile?”

„Nun zeig schon! Was ist es?”, rief Láas aus.

Merrit errötete. Dann präsentierte er den anderen einen Streitflegel mit einem silberbeschlagenen Holzgriff und einer perfekten Dornenkugel an einer klirrenden Kette. Es war eine Waffe für einen Erwachsenen, viel zu schwer, als dass er sie schon hätte führen können und sah nicht aus, als sei sie tatsächlich für den Kampf gemacht. Es war eine Prunkwaffe, die einem verdienten Krieger geziemte.

„In der Waffenkammer der Familie liegt er ohnehin nur herum”, sagte Manjév verlegen. „Und da du so viel Freunde daran hast …”

„Danke, Majestät. Ihr … würdet nicht verstehen, weshalb mir das so viel bedeutet.”

Doch, dachte Manjév. Deine Mama hätte dir bald einmal ein ganz ähnliches Geschenk gemacht. Sie lächelte flüchtig und schüttelte das sonderbare Gefühl ab, das sich in ihr ausbreitete. Nein, es war so nicht richtig. Sie hätte es ihm selbst, in einem ruhigen Moment und Zeit für mehr Worte geben sollen. Sie hätte ihn umarmen sollen, so wie sie Tíjnje und sogar die beiden Jungs berührte, wenn sie untereinander und einfach nur Kinder, nur Freunde waren. Aber das, und das war ihr klar, hätte sie nicht ertragen, und es hätte in ihm falsche Gefühle geweckt. Er war nicht seine Schuld, bei den Mächten nicht. Aber … es wäre gut, wenn er artig und ritterlich die Distanz einhielt, die man von einem yarl erwartete. Solange er ihr nicht zu nahe kam, so lange wollte sie seine Nähe erdulden und sich fragen, was die Mächte mit ihm und ihr planten.

„Und was ist mit all den süßen Wecken im Korb?”, fragte Tíjnje. Das kleine Mädchen hatte neugierig hineingespäht, ob sich noch weitere Überraschungen darin fänden.

„Unser Festmahl”, sagte Manjév. „Wir alle zusammen. Zu Ehren von Meister Yalomiro, den beiden fremden Kindern und dafür, dass Pataghíu und Noktáma die schlimmen Geister besiegt haben.”