
Dýamirée war begeistert von dem Gast, den Yalomiro mit zum Etaímalon gebracht hatte. Sie bekam äußerst selten und wenn, dann nur aus großer Entfernung andere Menschen zu sehen, und ein Ritter hoch zu Ross war etwas ganz Neues für sie.
Ein Kind, das in meiner Welt unter diesen isolierten Umständen ausgewachsen wäre, hätte wahrscheinlich gefremdelt. Dýamirée sah den fremden Erwachsenen und schloss ihn augenblicklich in ihr Herz.
Als Mutter in meiner Welt hätte ich besorgt sein müssen, von klein auf hätte ich meiner Tochter beibringen müssen, dass Fremde eine potenzielle Gefahr waren. Dass man vor Fremden auf der Hut sein musste.
All das galt nicht, nicht hier, nicht in diesem Wald, nicht in diesem Haus, in diesem geschützten Raum. Yalomiro würde niemals etwas in den Wald hinein lassen, das etwas Böses im Sinn hatte. Und Dýamirée … sie mochte von Noktáma nicht mit Magie versehen sein, aber die Fähigkeit, eine Menschenseele zu erspüren, hatte sie von ihrem Vater geerbt.
Yarl Moréaval war seinerseits sichtlich überrascht, mich und das Kind anzutreffen. Er schien sich dunkel zu entsinnen, dass er mich von irgendwo her kennen musste, aber die Zeit und Yalomiros Zauber, mit dem er damals die Erinnerungen der Ritter verwischt hatte, schienen ihren Dienst zu tun. Er schien sich zwar mit meiner Erklärung, einige Zeit in Wijdlant Gast der teiranda gewesen zu sein, nicht zufriedenzugeben, aber er hatte den Takt, nicht zu neugierig zu sein. Ich spürte, wie Yalomiro während der ganzen Zeit, die er bei uns weilte, einen leichten, betäubenden Zauber auf seinen Gedanken hielt. Der Ritter durfte sich nicht an alles erinnern, was ihm vor zehn Sommern widerfahren war. Es würde ihn möglicherweise seinen Verstand kosten.
Die Anwesenheit von Dýamirée brachte den yarl auf andere Gedanken. Während ich den Ritter mit dem Gemüse und Obst bewirtete, für das Yalomiro mir einen kleinen Garten angelegt hatte, begann er, von seiner eigenen kleinen Familie zu erzählen. Davon, dass er die älteste Tochter von Daap Grootplen als hýardora erkannt hatte. Wie viel Freude Grootplen und dessen hýardora, wie viel seine eigene Mutter an dem kleinen Mädchen hatte, das aus dieser Verbindung hervorgegangen war. Dass dieses Mädchen die Spielgefährtin der teirandanja war. Wie stolz er auf das Kind war. Aus jedem seiner Worte sprach Liebe zu den seinen. Ich freute mich, dass er eine Frau gefunden hatte, die ihm gut tat.
Als Dýamirée begriff, dass der Ritter von Kindern, anderen Mädchen redete, machte sie große Augen und hing geradezu an seinen Lippen. Sie rückte zutraulich nahe zu ihm und sog jedes Wort auf, das sie hörte. Als er sich gestärkt und unsere höflichen Fragen nach dem Fortgang seiner Reise und den Dingen, die er erlebt hatte, beantwortet hatte, nahm Dýamirée ihn in Beschlag. Furchtlos fasste sie den fremden Mann bei der Hand und beschloss, ihm all ihre Lieblingsstellen rund ums Haus zu zeigen.
„Geht nur mit ihr, Herr Jóndere”, sagte Yalomiro auf seinen fragenden Blick. „Sie wird nicht eher Ruhe geben, bis Ihr jedes Blümchen gebührend bewundert habt. Wir beide hier werden alles Nötige bereden.”
„Ich danke Euch für Euer Vertrauen. Ich werde gut auf sie achtgeben.”
„Davon gehe ich aus.”, versetzte Yalomiro gelassen und vertiefte sich wieder in den Brief. Während Moréaval gegessen und getrunken hatte, hatte er das Schreiben mehrfach gelesen.
„Komm mit”, drängte Dýamirée. „Ich hab etwas, das du dir anschauen musst!”
Moréaval zögerte kurz, dann ließ er sich von Dýamirée führen.
„Was hältst du davon?”, fragte Yalomiro, gab mir das Papier in die Hand und schaute gedankenverloren in eine unbestimmte Ferne.
„Von dem Unglück?”
„Nein. Von dem, was Kíaná von Wijdlant daraus macht.”
Ich las. Was geschehen war, wovon der Brief handelte, wusste ich längst. Es waren zwei Tragödien, von denen mich die des tapferen yarl Althopian mehr anrührte als die seines Kameraden. Ich hatte damals selbst miterlebt, wie Waýreth Althopians für die schöne und kluge yarlara entflammt war. Entsprechend hatte ich mich so sehr für ihn gefreut, als Isan mir in kleinsten Details von seiner erfolgreichen Werbung und dem Freudenfest erzählt hatte, mit dem die Dame Einzug in seiner Burg gehalten hatte. Waýreth Althopian hatte die Dame aus tiefsten Herzen geliebt, umsorgt und beschützt. Vor blutdurstige Krieger, vor wilde Bestien hätte er sich geworfen, um seine hýardora zu verteidigen.
Gegen ein Unglück, gegen einen unvorhersehbaren Unfall hatte er nichts ausrichten können. Der Ziegel hätte niederfallen und einfach zerschellen können, oder irgendjemand anderen treffen. Aber das Licht hatte die yarlara gewollt. Vielleicht so schnell, dass sie es nicht einmal gespürt hatte. So zerbrechlich, so flüchtig war also das Glück.
Mit der Dame, die yarl Emberbey an seine Seite geholt, vielleicht sogar um sie gehandelt hatte, man wusste es nicht recht, sah es anders aus. Ich hatte diese Dame niemals gesehen, aber Isan hatte berichtet, dass es eine milde, gute Frau war, still und schüchtern und beim besten Willen körperlich nicht dafür gebaut, eine Mutter zu sein. Unverantwortlich sei es gewesen, hatte Isan sich empört, dass ihre Familie sie an Emberbey vermittelt hatte, der sicher keine Zweifel daran gelassen hatte, dass es ihm um einen Erben gegangen war.
Vielleicht war diese Tragödie noch größer als der Unfalltod von Althopians yarlara. Aber es war so still geschehen, dass ich nicht einmal so recht wusste, wohin mit meinem Mitleid. Es war so weit weg und so … privat.
„Es beginnt”, sagte Yalomiro.
„Was?”
Er erhob sich und schaute hinüber zum See. Irgendwo dort zeigte Dýamirée dem fremden Vater aus der Welt jenseits des Montazíel die Stellen, an denen sie gern spielte. Sicher versuchte sie dabei, alles über die teirandanja und deren kleine Spielgefährtin herauszufinden.
„Salghiára … ich muss für eine Weile den Boscargén verlassen.”
„Nach Wijdlant? So wie die teiranda dich bittet?”
„Ja. So schnell es nur geht.”
Ich wollte ebenfalls aufstehen, aber er drückte mich sacht wieder zurück. „Allein.”
Ich stutzte.„Allein? Wieso allein?”
„Weil ich nicht will, dass du oder Dýamirée in Gefahr geratet.”
„In was für eine Gefahr denn?”
Er dachte kurz nach, besann sich und reichte mir dann seine Hand. „Komm mit. Ich erkläre es dir drinnen.”
„Soll yarl Moréaval es nicht hören?”
„Ihm könnten wir es vielleicht sogar noch erklären. Aber es ist nichts für Dýamirées Ohren.”
Ich folgte ihm in den Etaímalon, Noktámas Palast, der von außen nichts weiter war als ein kleines, kalkverputztes Häuschen mit schwarzen Fensterläden und einem von blühenden Ranken überwachsenen Reisigdach. Dass er es so spannend machte, war ungewöhnlich.
In ihrem Schreiben berichtete die teiranda vom Tod der beiden Damen und wollte von Yalomiro eine Meinung einholen, ob sich hinter den tragischen Geschehnissen etwas verbergen könnte, das uns einen Anlass zur Sorge bereiten würde. Sie bat Yalomiro um ein Treffen mit ihr, Asgaý von Spagor und den beiden Witwern. Aber irgendetwas zwischen den Zeilen schien mir dabei zu entgehen, denn ich sah die Dringlichkeit nicht, dass sich ein Magier mit der Sache befassen sollte, so tragisch sie war.
„Kíaná von Wijdlant ist in großer Sorge um ihren hýardor“, erklärte Yalomiro. Wir standen nun in der Halle, aber er machte keine Anstalten, sich auf dem Sessel niederzulassen. „Um ihn als Person und im Allgemeinen um die Zukunft des teirandon Spagor.”
„Aber wovor müsste sich der teirand fürchten?”, fragte ich. „Ich erkenne den Zusammenhang nicht.”
„Vielleicht, weil er zu offensichtlich ist. Emberbey und Althopian sind die beiden yarlay von Asgaý von Spagor. Die drei Herren haben Nachkommen, die in etwa im gleichen Alter sind. Diese drei Kinder, die Erstgeborenen, werden, so die Mächte es nicht anders bestimmen, die Nachfolge ihrer Eltern antreten. Und noch etwas haben Emberbey, Althopian und der teirand gemeinsam.”
„Meinst du, dass alle drei anwesend waren, als du das Widerwesen ins Chaos gebannt hast?”
„Als wir es gemeinsam zurückgebannt haben, Salghiára. Ohne dich wäre es nicht möglich gewesen. Du neigst dazu, das kleinzureden.”
Ich schauderte. Mich an den Wahnsinn, an die Verneinung und Destruktion zurückzuerinnern, an diesen Alptraum, den wir vor zehn Sommern in Pianmurít erlebt hatten, war mir unangenehm. Noch heute erwachte ich zuweilen aus Alpträumen, in denen ich dieses Grauen wieder und wieder erlebte. Dass es Yalomiro ebenso ging, konnte er mir nicht verheimlichen. Manchmal ertappte ich ihn dabei, wie er mitten in dem, was er gerade tat, erstarrte, in sich hinein blickte und zitterte.
Das Widerwesen hatte uns beiden tiefe Wunden in unserem Verstand gerissen. Manchmal bildete ich mir ein, dass sogar Dýamirée spürte, dass wir uns vor dem fürchteten, was wir damals erlebt hatten, eine Angst, die dem Geschehenen nachfolgte.
„Es ist mir vielleicht gelungen, die Erinnerung der Ritter an die Erscheinung des Widerwesens zu verwischen”, bestätigte Yalomiro. „Aber möglicherweise ist der Weltenspielverderber … nun, rachsüchtig.”
„Aber warum sollte sich eine … eine unsterbliche, übernatürliche Entität an sterblichen Menschen rächen? Wären die Herren angesichts des Weltenspiels nicht ziemlich … na ja … unbedeutend?”
„Wenn es ein Zeichen ist, geht nicht um die Herren, nicht um ein einzelnes Menschenleben. Damit würde es sich nicht abgeben, das ist richtig. Aber wenn es nur eines einzelnen kleinen entfernten oder hinzugefügten Menschenlebens bedürfte, um den Weltenspielverlauf zu beeinflussen …”
Ich schüttelte den Kopf. „Yalomiro, das ist doch unsinnig. Was sollte denn das Widerwesen mit dem Tod der yarlara von Emberbey zu tun haben? Die arme Frau ist schließlich nicht verunglückt oder wurde ermordet. Und das Widerwesen hat sicher nichts damit zu tun, dass Herr Alsgör ihr wider besseren Rat eine weitere Schwangerschaft zugemutet hat.”
„Yarl Emberbey ist heute ein alter Mann. Wenn er hinter die Träume geht, gibt es keinen wehrfähigen Schutzherren für sein yarlmálon mehr.”
„Das ist traurig, aber ….”
„Die Burg wird fallen, wenn sie schutzlos bleibt. Wenn ein yarlmalón verwaist, Salghiára, mag es sich nehmen, wer immer zuerst zugreift. Emberbey hat sich schon vor zehn Wintern Sorgen über das gemacht, was in Ferocrivé im Osten vorgehen mag.”
„Oh.” Das war ein interessanter Einwand, und noch dazu einer, über den ich mir hier im Boscargén noch nie hatte Gedanken machen müssen. Politik.
Natürlich. Diese Welt war größer als das kleine Stück, das ich bislang davon kennenlernen durfte. Es gab Belange, die für die unkundigen Menschen von viel pragmatischerem Belang waren als für mich meine Versuche, im Boscargén, dem Refugium, meine bescheidene geschenkte Magie lenken zu lernen.
„Aber hat Emberbey nicht einen Sohn?”
„Käme dieser Sohn als neuer Hausherr in Frage, wäre die yarlara sicher noch am Leben. Setz dich.”
Er bedeutete mir, mich dem schwarzen Steinthron zu nähern und auf dem Kissen niederzulassen, das darauf bereit lag.
„Dorthin? Aber das ist dein Platz!”
„Für die nächsten Tage nicht. Du musst mich eine Weile vertreten.”
„Vertreten? Aber …”
„Ich werde nicht lange fort sein. Ich muss mich schließlich nicht an Erdboden und Wege halten. Ich werde so schnell zurückkehren wie möglich.”
Beklemmung stieg in mir auf. Ich begriff, dass er das ernst meinte und sich sicher nicht davon abbringen lassen würde.
„Aber … du warst doch noch nie weg!”, protestierte ich lahm.
„Ich hatte auch noch nie eine Vorladung von einer teiranda“, sagte Yalomiro. „Bitte. Setz dich. Es ist bequemer, als es aussieht. Wenn du magst, kannst du es dir mit Decken und Kissen bequemer machen.”
„Es ist … Yalomiro, das ist der Thron des Großmeisters! Das ist … zu groß für mich.”
„Ich bin der Großmeister der camat’ay, Salghiára. Und dies ist das Haus, das wir miteinander teilen. Im Grunde ist das ein Sessel wie jeder andere. Er steht lediglich an einem besonderen Platz. Es ist kein magisches Werkzeug, mit dem ein Missgeschick geschehen könnte. Versuch es!”
Ich zögerte, einerseits, weil ich mich tatsächlich zierte. Der steinerne Sessel mitten in der riesigen schwarzen Halle, direkt unter dem sternförmigen Fenster in der Dachkuppel war mir immer so eindrucksvoll, so wichtig vorgekommen. Ein Symbol von Verantwortung. Verantwortung zu haben, hatte mir immer Angst gemacht.
„Was ist mit yarl Althopian?”, wagte ich einen kläglichen Ablenkungsversuch.
„Das erkläre ich dir erst, sobald du sitzt.” Yalomiro kannte mich gut genug, um sich nicht auf mein Zaudern einzulassen. Ich seufzte und stieg zögernd die Steinstufen zu der Estrade auf, auf der der Thron stand. Die hohe Rückenlehne, eine Steinplatte in Form eines auf der Spitze stehenden Dreiecks, war an einer Stelle von einem fingerlangen elliptischen Loch durchbrochen. Das hatte vor langer Zeit das Schwert eines Lichtwächters hineingestoßen, während es das Herz von Meister Askýn zerteilt hatte.
Ich schauderte und setzte mich zaghaft. Das Kissen war tatsächlich überraschend bequem, aber ich kam mir winzig und unwichtig vor.
„Waýreth Althopian ist, was seine Position und sein yarlmálon betrifft, in einer ähnlichen Lage wie Alsgör Emberbey, nur dass er noch im besten Mannsalter ist.” Yalomiro stieg ebenfalls die Treppe hinauf. „Und es schien, als habe er mit seiner hýardora die Zukunft seines Hauses gesichert, bevor Begehrlichkeiten aus Rodekliv seiner Burg zu nahe kamen. Auch das ist nichts Neues. Aber nun ist auch sein yarlmálon geschwächt. Du weißt, wie innig er die Dame geliebt hat. Mögen die Mächte ihm die Kraft geben, vor diesem Verlust nicht das eigene Leben zu verneinen. Hier war es ein Unfall, ein Unglück, das niemand vorhersehen konnte. Du hast Recht, wenn es abgesehen vom Zeitpunkt, dem Umstand, dass die beiden Herren das Widerwesen leibhaftig angeschaut haben und dass es geschwächte yarlmálon sind, absolut keinen Zusammenhang gibt. Du hast auch Recht, wenn du denkst, dass all das von der Warte des Weltenspielverderbers flüchtiger Unfug wäre.”
„Aber?”
„Fallen Althopian und Emberbey, wird auch Spagor nicht mehr lange bestehen. Ich kenne dort Menschen, die genau das befürchten, schon seit vielen Wintern. Und ich denke, die teiranda befürchtet auch. Sie hat nichts vergessen.”
„Gar nichts?”, fragte ich zweifelnd.
„Ich habe der teiranda ihre Erinnerungen an das Widerwesen gelassen, weil wir ein Schicksal teilen, Salghiára. Und wenn sie, und sei es ein unkundiger Instinkt, befürchtet, dass es eben kein Zufall ist, dass es Eltern trifft, die die Anwesenheit des Widerwesens geschaut haben … Sie selbst ist außer Gefahr, aber Asgaý von Spagor hat Gor Lucegaths Schwert nicht berührt. Er hat keine Narbe davon, die ihn vom Licht fernhält. Also ist er in größerer Gefahr als sie – wenn denn eine solche besteht.”
Ich verstand und begann, die Puzzleteile zusammenzufügen. Gor Lucegaths Schwert … vier Personen gab es, die Kontakt mit der magischen Waffe des Lichtwächters gehabt hatten, mit allen Konsequenzen. Kíaná von Wijdlant und Yalomiro waren von dem Rotgewandeten selbst damit gezeichnet worden. Yarl Moréaval und ich hatten die Klinge in der Hand gehalten. Die Klinge, die einen neuen Besitzer finden musste, bevor wir eines Tages hinter die Träume gehen konnten. Ein verstörender Gedanke war das. Aber im Augenblick ging es nicht um uns. Mochten die Mächte geben, dass Asgaý von Spagor nicht ahnte, dass er der nächste sein konnte.
„Aber was ist mit Moréavals Tochter? Oder mit den Söhnen von Altabete und Grootplen? Sind die Herren und ihre hýardoraé dann nicht ebenso in Gefahr? Und die Kinder von Gundald Lebréoka und Léur Tjiergroen, sofern sie Nachkommen haben? Und … und was ist mit Isan?”
Der Gedanke an Isan erschreckte mich. Als sie vor Jahren hier gewesen war, hatte sie mir anvertraut, dass ein junger Mann aus dem Dorf bei der Burg von Spagor ihr Avancen machte. Majék hieß der Bursche, erinnerte ich mich. Damals hatte Isan noch warten wollen. Aber vielleicht hatte sie in der Zwischenzeit …
„Ich glaube nicht, dass Kíaná von Wijdlants Ritter und deren Familien eine Rolle spielen. Altabetes und Grootplens Söhne waren bereits geboren, und Moréavals Tochter ist deutlich jünger. Zudem, all das sind bloße Vermutungen. Aber es führt kein Weg daran vorbei. Ich muss mich selbst überzeugen, was von der Sache zu halten ist. Es kann nicht schaden, wenn ich mich blicken lasse, um den Herren mein Beileid auszusprechen und die teiranda zu beruhigen.” Er lächelte. „Du kennst mich. Ich bin viel zu neugierig, um der Sache nicht selbst nachzugehen. Mit etwas Glück ist es wirklich nichts anderes als … Zufall.”
Ich schwieg. Er schaute mich fragend an.
„Du warst noch nie weg”, sagte ich leise.
„Wenn es kein Zufall ist”, antwortete er sanft, „wäre es fahrlässig, einfach wegzuschauen und abzuwarten.”
„Dann nimm uns mit!”
„Wenn es kein Zufall ist”, ergänzte er, „dann will ich dich und Dýamirée an einem Ort wissen, wo euch nichts geschehen kann. Hier. Im Etaímalon. Unter Noktámas schützender Hand. Fang!”
Er warf mir etwas zu, und ich haschte im Reflex danach. Es war das Knäuel aus Licht, aus dem er seinen Zauber wob. Es war weich und zart wie Mondschein, bei Tageslicht schimmerte es dezent wie Seide.
Er kniete sich vor mir hin, schaute mir in die Augen und legte seine Hände zärtlich auf die meinen, in denen ich das Gebilde barg.
„Es ist nicht allzu schwer. Hör mir gut zu. Ich werde dich lehren, wie man es beschwört.”
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