Es dauerte fast bis zum Mittag des kommenden Tages, bis Waýreth Althopian wieder dazu imstande war, aufrecht und ohne Stütze zu stehen. Natürlich war es Isan nicht gelungen, ihn dauerhaft im Stall zu verstecken. Immerhin hatten dort Menschen zu arbeiten und Pferde zu versorgen. Und wirklich unauffällig verhielt der yarl sich nicht, wenn er immer wieder von einem nun trockenen Würgereiz geschüttelt wurde.

Während das Mädchen besorgt über den außer Gefecht gesetzten Ritter wachte, kam es ihm allerdings so vor, als herrsche verdächtig viel Betrieb. Wahrscheinlich hatte es sich in dieser grauen, freudlosen Burg herumgesprochen, dass es hier einen besoffenen Recken des teirandon Spagor, den besten unter den Rittern des jungen teirand zu bestaunen gab. Isan dankte den Mächten, dass Althopian selbst davon nicht viel zu bemerken schien. Sicher hätte er sich entsetzlich geschämt. Zum Glück wagte niemand, laut zu lachen oder ein ehrenrühriges Wort zu sagen. Isan hätte sich verpflichtet gefühlt, Spötter mit der Mistforke anzugehen, die nahebei stand.

„Ach Herr”, seufzte das Mädchen, während es versuchte, die Gewänder des yarl notdürftig mit einem Lappen zu säubern, während er sie am Leib trug. „Was habt Ihr da nur für einen Trank zu euch genommen?”

„Bitte”, murmelte er matt, „hast du irgendetwas bei dir, das macht, dass die Welt nicht mehr um mich schwankt?”

„Nichts, was ich Euch gern geben würde, ohne zu wissen, was genau Euch so niedergestreckt hat.”

Er ächzte, versuchte, sich an einem der Pfosten hochzuziehen, der das Stalldach stützte, und bot einen Anblick des Jammers. Sein Gesicht war aschfahl.

„Was war das bloß für ein Zeug, das Euch so niederringen konnte?”

„Ich weiß es nicht.”

„Und wie viel hattet Ihr davon?”

„Das weiß ich auch nicht mehr. Ich erinnere mich nicht …”

„Mit Verlaub, Herr, das hilft mir alles nicht weiter, um ein nützliches Gegenmittel für Euch zuzubereiten.”

„Dann geh”, bat er, lehnte sich erschöpft an und hielt sich den Kopf. „Such irgendjemanden, der mein Pferd satteln kann. Wir müssen so schnell wie möglich weg von hier.”

„So, wie Ihr seid?”

„Und wenn ich auf allen vieren über die Zugbrücke kriechen muss … ja. Ich will schnell weg von diesem Ort.”

„Soll ich einen der yarlay der teiranda holen?”

„Habe ich irgendetwas gesagt, was einen der Herren beleidigt haben könnte?”

„Ihr habt niemandem eine Fehde erklärt, wenn Ihr so etwas meint.”

Er lehnte die Stirn gegen den Pfosten. „Ich wage es nicht, einem der Herren vor die Augen zu kommen, bevor ich meine Obliegenheit nicht erfüllt habe. Bei den Mächten, ich möchte vor Schmach im Boden versinken.”

„Ich schaue, dass ich einen Pferdeknecht finde. Habt nur einen Moment Geduld. Lauft nicht weg. Nein … bleibt gar nicht erst stehen. Setzt Euch besser wieder nieder.”

Sie schlüpfte aus dem Pferdeverschlag und eilte fort. Waýreth Althopian wankte zwei Schritte hinter ihr her und fühlte sich schrecklich, etwa als sei sein Hirn geschrumpft und kugele nun haltlos in seinem Schädel herum.

Der Ritter verfluchte sich. Natürlich sprach auch er, in der richtigen Gesellschaft und dem angemessenen Anlass, einem guten Met oder Bier zu. Als junger Bursche war er gelegentlich morgens verkatert erwacht. Doch seit er selbst der verantwortliche yarl von Althopian war, hatte er nie zu viel getrunken, schon gar nicht als Gast in einem fremden Haus. Was war das Nächste, was er auf dieser Reise verlieren würde? Seine Ehre und Würde waren jedenfalls dahin. Das hatte er dem Rotgewandeten und dessen ruchlosem Plan zu verdanken.

„Bitte”, hörte er Isan eindringlich reden. Anscheinend kam sie bereits zurück. „Majestät, ich befürchte, mein Herr ist unpässlich…”

Bei den Mächten… was wollte die teiranda im Stall? Althopian richtete sich auf, suchte Schutz und Halt an der Schulter seines Pferdes und unterdrückte ein neuerliches Würgen. Es kam gar nicht in Frage, dass eine Dame Zeugin seines Zustands wurde. Aber es gab kein Entrinnen.

Kíaná von Wijdlant wurde von ihren beiden Kammermägden begleitet. Die Frauen schürzten die Säume ihrer Kleider und Ärmel, um nirgendwo Schmutz zu streifen. Die teiranda in ihren aufwendigen Gewändern schien sich daran nicht zu stören. Ihre Schleppe schleifte durch das Stroh. Der Blick ihrer Augen in dem verhärmten Gesicht war glasig. Auf Isans wackere Versuche, sich ihr in den Weg zu stellen, reagierte die magere, hinfällige Dame nicht. Das Mädchen musste beiseitetreten, die teiranda wäre sonst mit ihr zusammengeprallt. Die jüngere Zofe, die nur ein paar Sommer älter sein mochte als die junge doayra, schenkte dem Mädchen einen entschuldigenden Blick.

Waýreth Althopian nahm Haltung an und kniete vor Kíaná von Wijdlant nieder, ohne zu wissen, wie er jemals wieder auf die Füße kommen sollte.

„Herr Waýreth”, sagte die teiranda verträumt lächelnd, „mir wurde zugetragen, dass es Euch unwohl ist? Wie steht es um Euch?”

„Es geht mir unterdessen wieder ausgezeichnet. Eure gütige Besorgnis beschämt mich, Majestät.”

Es schien völlig an ihr vorbeizugehen, wie angeschlagen, wackelig und bleich er vor ihr stand. Sie redete einfach weiter. „Ich wollte nochmals die Gelegenheit nutzen, Euch einen Platz unter meinen yarlay anzubieten.” Sie schaute ihn mit einem fiebrigen Blick an, unter dem er sich noch unbehaglicher fühlte. „Ich würde mich glücklich schätzen, Euch unter meinen Lehnsmännern zu wissen. Ich habe viel über das Haus Althopian gelesen und gehört. Es würde mir gefallen, wenn Euch unter meinen Getreuen zu haben.”

„Tatsächlich?”

„Auch meine Ritter halten große Stücke auf Euch. Ich hörte sie über Euch reden, als Ihr gestern hier eingetroffen seid. Herr Andriér war ganz aufgeregt. Und für den jungen Herrn Jóndere seid Ihr ein strahlendes Vorbild.”

„Das schmeichelt mir, Majestät. Aber ich muss Euer freundliches Angebot ausschlagen. Ich habe einen belangreichen Auftrag von Eurem … Berater erhalten und breche noch zur Stunde auf.”

„Erhebt Euch doch, Herr Waýreth. Bitte nehmt das Vorrecht an, dauerhaft meiner Gegenwart zu stehen.”

Er tat es, sehr, sehr vorsichtig. Einen Moment lang verlor er fast wieder die Balance und drückte sich unauffällig an den Pfosten. Die Zofen bemerkten es. Ihre Mienen sprachen Bände, zeugten von einer Mischung aus Mitleid und Unmut. Isan stand dabei und litt. Sie konnte weder eingreifen noch sich von dieser Misere entfernen.

Die teiranda ging auf ihn zu und stand ihm schließlich viel näher gegenüber, als es statthaft war. Ein Knecht, der im selben Moment mit einem Sack Hafer den Stall betrat, wurde ebenfalls auf die Szene aufmerksam.

„Bitte, Herr Waýreth”, flüsterte sie eindringlich. „Ich kann Euch mehr bieten als nur einen Platz unter meinen yarlay. Bitte geht nicht fort.”

„Majestät”, wisperte er verstört. „Bitte bringt uns beide nicht in Verlegenheit.”

Sie schien ihn nicht zu hören. Langsam hob sie ihre Hand zu seinem Gesicht. Der Ritter wich vor ihr zurück, aber er kam nicht weit. Wenn sie ihn vor den Augen aller berührte, würde es einen Skandal geben, das war sicher.

„Majestät!”, rief Isan aus, und, zu den Zofen gewandt: „Und Ihr? Tut doch etwas!”

„Was können wir tun?”, zischte die eine, und die andere fügte hinzu: „Sie ist die Herrin! Sie hat wieder ihre Launen!”

Kíaná von Wijdlant blickte dem Ritter in die Augen.

„Bitte”, hauchte sie. „Bei mir seid Ihr sicher.”

Der Ritter versuchte, unter ihrer Hand weg zu schlüpfen, und kam dabei ins Straucheln. Zwischenzeitlich hatten sich noch mehr Zuschauer im Stall eingefunden. Isan hatte für einen Moment die bizarre Befürchtung, die teiranda könne lüstern über den Ritter herfallen, gleich hier im Stroh. Das beirrte das Mädchen. Dies waren Dinge, die eine teiranda einfach nicht tat. Die ganze Szene wirkte so unsinnig, so lächerlich, dass es allseits faszinierte Irritation auslöste.

Und der yarl? Was sollte, was konnte er tun? Schließlich konnte er nicht seine Hand gegen die Hausherrin erheben!

Die Zofen waren ungerührt, wirkten resigniert. Hatten sie einer solchen Szene womöglich schon öfter einmal beigewohnt? Warum, bei allen Mächten, hielt niemand diese Wahnsinnige zurück, die hier, schamlos und vor allen Augen, einen ehrenwerten Herrn deutlich zu nahe kam? Wo waren die yarlay, wo der mynstir, um das zu verhindern? Und was hatte all das gaffende Volk hier zu schaffen?

„Herrin!”, flüsterte Waýreth Althopian, „Kommt zu Sinnen! Denkt an Eure Ehre!”

Sie presste die Lippen aufeinander, trotzig, verärgert, wie ein Kind.

Er hob die Hand nach ihr. Aber statt sie zärtlich zu berühren, wie sie wohl erhofft hatte, schob er sie sanft von sich weg.

„Nein, Majestät”, raunte der Ritter. „Kommt zu Euch! Was immer Euch gepackt hat, kommt zu Euch.”

„Ich befehle Euch…”, beharrte sie, aber in diesem Moment kam Rettung.

„Kíaná von Wijdlant!”, donnerte Gor Lucegaths Stimme durch den Stall, eine Stimme, unter der alle Anwesenden, Mensch wie Tier, zusammenzuckten wie unter einem Peitschenhieb.

Der Rotgewandete schritt energisch heran. Jene, an denen er vorbeiging, krümmten sich ächzend zusammen. Für die Zofen gab es kein Entrinnen. Er warf im Vorbeigehen eine beiläufige Geste auf die beiden, und sie zuckten keuchend zu Boden, mitsamt ihren vornehmen Gewändern in den Stalldreck. Nur Isan blieb unbehelligt. Der Rotgewandete schenkte ihr keinerlei Beachtung.

„Haltet Ihr so acht auf Eure Herrin?”, fragte der Rotgewandete mit schneidender Strenge. „Hütet Ihr so die Ehre und Sittsamkeit Eurer teiranda? Gehorcht Ihr so meinen Weisungen?”

Die teiranda senkte den Blick vor dem goala’ay. Der Magier musterte sie einen Augenblick lang schweigend.

„Hatte ich Euch nicht gesagt, dass der yarl für mich einen wichtigen Auftrag zu erfüllen hat?”, fragte er dann geduldig.

Sie schwieg enttäuscht. Er streichelte ihr tröstend über ihr Haar, eine Geste, die sich niemand außer einem hýardor hätte erlauben dürfen … oder einem Vater.

„Geht”, forderte er sie auf. „Nehmt Eure pflichtvergessenen Mägde und erfreut euch im Garten an den Rosen. Ich werde mich noch heute um einen neuen Spiegel kümmern, der Eure Gedanken wieder beruhigt.”

Sie blieb noch einen Moment wortlos stehen. Dann raffte sie ihre Röcke und schritt würdevoll fort. Ihre Dienerinnen folgten ihr, so schnell es ihnen möglich war, aber beide bewegten sich peinvoll voran. Insgesamt besann man sich wohl, im Stall nicht länger etwas verloren zu haben. In kürzester Zeit war all das neugierige Volk verschwunden.

„Und nun zu Euch, yarl Althopian”, wandte sich der Rotgewandete leutselig an den schockiert dreinblickenden Ritter. „Seid Ihr wohlauf? Könnt Ihr aufbrechen?”

„Ich wüsste nicht, was mich noch länger an diesem verdrehten Ort halten sollte.”

„Ihr habt unser Geschäft nicht vergessen?”

Er blickte zu Boden und schüttelte den Kopf.

„Gut. Dann gebe ich Euch etwas mit auf Eurem Weg.” Er förderte eine kleine Kalebasse zutage,

„Was ist das?”

„Mir ist zu Ohren gekommen, dass selbst die Künste Eurer doayra Euch nicht von dem Rausch kurieren konnten, in den Ihr Euch gestern Nacht in meinem Gemach getrunken habt. Eine unschöne Episode, nebenbei bemerkt. Ich hätte Euch für maßvoller gehalten.”

„Ich habe alles versucht, was ich konnte,” brachte Isan mutig hervor.

„Gräme dich nicht darüber, Mädchen. Das Unwohlsein deines Herrn kommt von etwas, das du mit deinen Künsten weder kennen noch kurieren kannst. Deshalb vertraue ich dir dies hier an. Hierin ist ein Gegenmittel, von dem dein Herr nehmen soll, sobald ihn Schwindel und Übelkeit wieder überkommen. Es wird seinen Verstand und seine Fertigkeiten im Nu wiederherstellen. Das Mittel wird während eurer Reise niemals versiegen, sofern ihr das Gefäß nie in einem bis zur Neige ausleert. Gib gut darauf acht, Mädchen. Es könnte arg enden, wenn du deinem Herrn nicht im rechten Moment davon gibst.”

Er reichte ihr die Kalebasse. Sie war nicht größer als ein dicker Granatapfel und fasste allenfalls so viel Flüssigkeit wie ein Tonbecher. Im Inneren gluckerte es. Isan griff zögernd zu.

„Sobald er jedoch seinen Auftrag erfüllt hat”, fuhr der Rotgewandete fort, „wird sein Unwohlsein augenblicklich kuriert sein. Ein trefflicher Ansporn für Euch, nicht wahr, Herr Waýreth?”

„Fürwahr”, murmelte der Ritter tonlos.

„Für Euch, yarl Althopian, habe ich ein Werkzeug, das euch auf eurem Weg geleiten soll. Es hat mich einen Moment Zeit gekostet, es anzufertigen, sonst hätte ich Euch den unkeuschen Streich meiner Herrin wohl eher ersparen können. Frauen … sie entwischen so schnell aus der Aufmerksamkeit, wenn man sie nur einen Moment unbeachtet lässt, nicht wahr?”

„Dazu kann ich nichts sagen.”

„Ich muss gestehen, dass ich nicht ganz unschuldig daran bin, dass ihre Begierde sich gerade jetzt Bahn bricht. Bildet Euch nichts darauf ein. Ihr, guter Herr, wart einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Ach ja. Hier. Gebt das Eurem teirand als freundliches Geschenk von den Händen meiner Herrin. Aber hütet Euch, es selbst anzufassen.”

Er gab dem Ritter einen samtenen Beutel mit einem kleinen harten Objekt darin. Waýreth Althopian nahm ihn und steckte ihn schweigend ein.

„Hervorragend. Ich weiß, ich kann Euch vertrauen. Und das hier ist nun für Euch.” Er reichte dem Ritter einen weiteren Gegenstand. Isan reckte sich neugierig vor. Der yarl betrachtete die Gabe auf seiner flachen Hand. Im ersten Moment sah es aus wie eine Goldmünze. Bei näherem Hinsehen erwies es sich als ein kleines Döschen mit einem gläsernen Deckel. Darin schwamm auf einer silbernen Flüssigkeit eine blinde Glasscherbe, ein längliches Dreieck. Der yarl nahm es in die Hand und drehte es, aber die Scherbe bewegte sich nicht mit. Die Spitze zeigte hartnäckig zur äußeren Stallwand.

„Was ist das? Ein Kompass?”

„So ähnlich. Ein Seefahrer allerdings könnte damit nichts beginnen. Er weist er euch den Weg zu der Person, die Ihr, wie besprochen, für mich finden sollt.”

„Und die befindet sich in der Burg?”, fragte Isan verwirrt.

„Noch, kleine doayra. Aber nicht mehr lange. Zwei, drei Tage Vorsprung werdet ihr haben. Yarl Altabete wird Euch an die Grenzen des teirandon geleiten.”

„Oh”, machte der Ritter mit misstrauischer Überraschung. „Danke. Damit hatte ich nicht gerechnet.”

„Er wird Euch nur bis dorthin begleiten. Alles andere, edler yarl, würde in großem Leid für jemanden hier innerhalb der Grenzen enden. Ich denke, seine Dame würde sich sehr darüber grämen.”

„Ich verstehe.”

„Wir sollen also jemanden verfolgen, von dem Ihr genau wisst, wo er sich befindet und der gar nicht unterwegs ist?”, fragte Isan.

„Du stellst sehr vorwitzige Fragen, kleine doayra. Aber damit du nicht noch länger darüber nachdenken musst, Mädchen, denn ich weiß, welche Gedanken dir gerade im Kopf umher wirbeln: Ja, ich will, dass dein Herr den Schattensänger für mich findet, den du so fachkundig verarztet hast.”

Yarl Althopian horchte auf. „Der camat’ay ist hier?”

„Es spielt keine Rolle, wo er jetzt ist. Wichtig ist, wo er demnächst in Erscheinung tritt.”

„Ich habe verstanden.”

„Dann kümmert Euch jetzt um Euren Aufbruch. Ich werde veranlassen, dass man Euch Proviant bereitet.”

„Eines noch, Meister. Ist die namenlose fánjula auch hier?”

„Sie sagt, sie heißt Ujora”, belehrte Isan. „Ist das nicht närrisch?”

Gor Lucegath brachte sie mit einem strafenden Blick zum Schweigen. „Glaubt mir”, sagte er dann, „An dieser Geschichte gibt es weniger zu lachen, als mir lieb ist. Und nun entschuldigt mich. Ich muss mich um den Verstand meiner teiranda kümmern. Ich wünsche Euch viel Erfolg. Mögen die Mächte daran interessiert sein, dass Ihr Euer Lager bald mit Eurer fernen hýardora teilen und rasch für einen würdigen Nachkommen sorgen mögt. Meiner Herrin ist solche Erfüllung wohl nicht beschieden. Noch nicht.” Er lächelte zweideutig. „Ich schicke Euch alsbald yarl Altabete. Und ich hoffe, wir werden uns bald wieder begegnen. Mögen die Mächte Eure Mission nicht behindern, yarl Althopian.”

Er nickte dem Ritter zu und entfernte sich. Sie blickten ihm nach, Isan die Arzneiflasche und er den Kompass in der Hand.

„Was für eine ungebührende Bemerkung”, sagte Isan.

„Du hast den Schattensänger gesehen?”

„Es war noch nicht die Gelegenheit, Euch davon zu erzählen.”

„Was ist von der Sache zu halten?”

„Nun ja … wenn Ihr mich fragt, wird der Schwarzmantel so schnell nirgends hingehen. Es ist nicht gewiss, ob er die nächsten Tage überlebt.” Sie nahm dem Ritter das Döschen aus der Hand und betrachtete es einen Moment. „Er ist in tiefer Bewusstlosigkeit, hat Blut verloren, und …” Sie zögerte. Schlagartig begriff sie, was die Flüssigkeit in der Dose wahrscheinlich darstellte und verzog das Gesicht.

Er nahm den Kompass zurück und wandte er sich ab, tastete sich wieder zu seinem Ross hinüber.

„Wohin reisen wir?”, fragte Isan unschlüssig. „Wisst Ihr, wohin man uns schickt?”

„Ich weiß, wohin ich will”, sagte der Ritter. „Zufälligerweise stimmt die Richtung überein.”