„Ich habe Hunger“, sagte Raýneta Emberbey.

Galéon schaute nach dem Stand der Sonne und war beeindruckt. Es war nun fast Mittag, und sie hatte bisher noch nicht geklagt. Das graue Streitross trug sie duldsam einen Pfad entlang, der zwischen weiten Ackerflächen gen Süden führte. Den ersten schmalen Waldring hatten sie zwar hinter sich gelassen. Dennoch befanden sie sich immer noch auf Land, das unmittelbar zur Burg Emberbey gehörte. Jenseits des Ackers zu ihrer rechten Seite befand sich ein kleiner Weiler. Zu weit abseits des direkten Weges, der fast schnurgerade die Burgen Emberbey und Althopian verband, wenn auch mehrere Tagesmärsche voneinander entfernt. Mit dem Pferd würde es schneller gehen.

„Ist es sehr schlimm?“, fragte er. „Plagt dein Bauch dich arg?“

„Nein“, antwortete sie leise nach einer Weile. „Es geht noch.“

Er lächelte unwillkürlich. Offensichtlich wollte sie nicht jammern. Ein verwöhntes kleines Edelfräulein war sie also nicht. Nun, das hätte ihn auch gewundert. Das Haus Emberbey für seine Disziplin und Mäßigkeit bekannt. Bei allem Reichtum war Überfluss der Kleinen sicher fremd.

„Schade, dass das vasposár nicht ein wenig früher stattgefunden hat. Dann hätten wir vielleicht etwas von einem Feld hier abbekommen.“

„Alles schon abgeerntet“, sagte sie bedauernd und fügte dann mit leiser Empörung hinzu: „Man darf aber doch nicht stehlen! Das gehört den Bauern, und ein Teil davon meinem … dem yarl.“

„Das ist richtig. Aber glaub mir, es macht keinen großen Unterschied, ob sich ein hungriges Windninchen hier und da ein welkes Kohlblatt fortnimmt oder ein hungriger báchorkor wie ich. In manchen Zeiten bekomme ich tagelang nichts anderes zwischen die Zähne.“

„Welke Kohlblätter?“, fragte das Kind betrübt.

„Wenn du noch ein klein wenig warten kannst, Vögelchen, dann finden wir im nächsten Hain sicher etwas Besseres. Beeren und Nüsse sollte es zu dieser Zeit reichlich geben.“

„Und Wasser auch?“

Galéon ließ die Zügel los und kramte in seinem Bündel. Eine kleine verkorkte Kalebasse trug er darin, ein paar Schluck Wasser waren übrig. Zu dumm, dass er das Gefäß nicht am Burgbrunnen hatte auffüllen können.

„Versuch, es dir einzuteilen, bis wir einen Bach finden.“

„Können wir nicht da hinten bei den Gehöften nachfragen, ob wir was bekommen?“

„Nein.“

„Aber ich bin die yarlaranda. Mir würden sie doch etwas geben.“

„Wenn wir Pech haben, würden sie dich umgehend zu deinem Weitvetter zurückbringen. Denkst du, keiner deiner Schutzbefohlenen würde misstrauisch werden, wenn du plötzlich auf der Türschwelle auftauchtest?“

„Ich bin ihre Herrin! Die müssen mir helfen!“

„Solange wir die Burg von Waýreth Althopian nicht erreicht haben, bist du nicht die yarlaranda von Emberbey. Wenn uns Leute begegnen, gibst du dich nicht zu erkennen.“

„Warum denn das nicht?“

„Weil wir nicht sicher sein können, ob der Schwarze Meister seine Mittel hat, uns ausfindig machen zu lassen. Wer dich nicht erkennt, kann dich nicht verraten. So einfach ist das.“

„Aber wenn ich nicht die yarlaranda bin, wer bin ich dann?“

„Wer möchtest du sein?“

Raýneta trank nachdenklich noch ein wenig aus der Kalebasse. „Wenn ich groß bin, möchte eine schöne Edeldame sein“, sagte sie dann. „Und einen guten hýardor finden. Wie die teirandanja. Für den würde ich dann den ganzen Tag das Gesinde beaufsichtigen, und den Haushalt, und ihm schöne bunte Borten für seine Kleider weben. Das kann ich schon richtig gut. Sobald ich Wolle bekomme mache ich dir auch eine, wenn du willst.“

„Das ist löblich.“ Galéon war belustigt. „Nur bringt uns das gerade nicht weiter.“

„Osse sagt“, fuhr Raýneta nachdenklich fort, „in Ivaál gehen auch Mädchen in die Schulen zu den klugen Lehrern. Er sagt, das würde mir sicher gefallen. Aber kann längst spinnen und ein wenig sticken. Die opayra sagt, ich mache das gut.“

„Würde sich dein Bruder denn wohl mehr über ein besticktes Taschentuch freuen, oder wenn er sich mit dir über schlaue Dinge unterhalten könnte?“

„Truda ist doch schon schlau. Sie nimmt mit der teirandanja am Unterricht teil. Sie haben einen mestar nur für sich, die teirandanja und ihre Hofdamen.“

„Wenn du mich danach fragen würdest, würde ich dir verraten, dass es denem Bruder sicher gefallen würde, gleich zwei gelehrte Schwestern zu haben. Und er hat ganz recht. In Ivaál gehen die Mädchen genauso zur Schule wie die Knaben.  Und die klügsten von ihnen lernen noch viele Sommer weiter und schreiben dann gelehrte Bücher.“

„Hast du die klugen Mädchen selbst gesehen?“

„Natürlich. Ich bin gern in Ivaál.“

„Mein Vater hätte nicht gewollt, dass ich nach Ivaál gehe und Bücher schreibe. Er hat immer gesagt, er sei froh, dass ich bei ihm geblieben bin.“ Sie schluckte hörbar. Die Trauer haschte wieder nach ihr. „Nun ist er nicht mehr da.“

Galéon entgegnete nichts. Er brauchte nicht hinzuschauen, um zu wissen, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Manchmal war es besser, Tränen einfach nur zuzuhören, statt sie mit Worten aufwischen zu wollen.

Das duldsame Pferd schritt zielstrebig weiter. Der kleine Weiler auf der anderen Seite des Ackers lag bald hinter ihnen in der Ferne. Auf dem Weg kam ihnen niemand entgegen. Noch nicht.

Das beunruhigte den báchorkor. Zwischenzeitlich musste der Schwarze Meister bemerkt haben, dass er überlistet war, und sei es nur dadurch, dass Venghiár das kleine Mädchen nicht wiederfand. Aber selbst wenn sie Venghiárs Waffenknechte abgehängt hatten – der Schwarze Meister musste sich nicht an Zeit und Straßen halten. Wenn er sie nicht verfolgte – was gab es, das er im Augenblick für wichtiger hielt? Konnte der Namenlose es wirklich riskieren, einen entlaufenen Lichtwächter unbehelligt zu lassen? Nein, niemals. Aber an welcher Stelle auf seiner Liste der Dringlichkeit mochte er stehen?

„Wenn uns jemand begegnet und nachfragt“, sagte er, um das Kind abzulenken, „dann bist du meine Nichte. Für alles andere bleiben wir so dicht wie möglich bei der Wahrheit. Wir kommen aus Virhavét  und waren in Emberbey. Weil … nun, weil Herr Alsgör dieses feine, kostbare Pferd an Herrn Waýreth zurückgeben wollte. Weil er es doch selbst nicht mehr reiten kann.“

„Warum sollte mein Vater einen báchorkor mit so etwas schicken anstelle unseres Stallmeisters?“

„Weil ich zufällig ohnehin diesen Weg habe. Und so lauter und vertrauenswürdig bin. Oder sehe ich aus wie ein zwielichtiger Pferdedieb?“

Das brachte sie zum Lachen. Aber sie blieb bei der Sache. „Und warum ist ein báchorkor mit seiner kleinen Nichte unterwegs?“

Galéon überlegte kurz. „Weil der Bruder – den ich nicht habe – nicht auf dich achtgeben kann und will, dass du in Althopian ein Obdach findest. Als Küchenmädchen, wenn du magst. Küchen sind gut. Da muss keiner hungern.“

„Und warum muss dein Bruder sein Kind in die Fremde schicken?“

„Nun, nehmen wir an, er ist Seefahrer. Ein  Schiffsmann auf einem der großen Schatzfahrer, die nach Ovéstola auslaufen.“

„Kein Schiffsmann“, sagte Raýneta bestimmt. „Er ist Navigator.“

„Gut. Er ist Navigator.“

„Und was will er in Ovéstola?“

„Das darf niemand erfahren, weil es geheim ist.“ Galéon fand Gefallen an der Unterhaltung. Wenn das Kind sich so willig auf seine Fantasie einließ, dann konnte er sie wohl eine Weile ablenken. „Der teirand von Ovéstola hat ein Schiff ausgerüstet. Mit den besten Seeleuten. Der keptyen ist ein sturmerprobter alter Seeräuber aus dem äußersten Westen. Es ist nämlich eine gefährliche Reise. Sie suchen nach den geheimnisvollen Inseln hinter dem Sturm.“

„Ist da ein Schatz vergraben?“

„Das auch. Aber sie haben einen klugen forscor dabei, der glaubt, dort gebe es erstaunliche Tiere …“

Bis sie den nächsten Waldstreifen erreichten, hatte er für Raýneta einen tollkühnen neuen Vater ersonnen, der mit Seeräubern und Gelehrten auf Abenteuerfahrt ging.

***

„Herr“, wimmerte der maedlor, „Herr … ich habe doch nur meine Pflicht getan!“

„Niemand“, zischte Venghiár Emberbey, „tut hier das, was er für seine Pflicht hält, ohne meine Erlaubnis zu haben! Habt ihr das verstanden?“

Gesinde und Hausverstand, alle Bewohner der Burg Emberbey nickten eingeschüchtert und starrten betreten zu Boden. Mit zornesrotem Gesicht und einem unsteten Funkeln in den Augen hatte der junge Ritter sie alle in der Halle zusammengerufen, nein: gebrüllt. Er hatte nicht eher Ruhe gegeben, bis alle vollzählig, vom jüngsten Küchenmädchen bis zum betagten Altknecht, anwesend waren.

Dann hatte der maedlor vortreten müssen. Verstört und ahnungslos war der Mann gewesen, der seit vielen Sommern dem Haus Emberbey treu den Schriftverkehr geregelt und lauter dem alten yarl gedient hatte.

Ob er es gewesen war, der die Tauben aufgelassen hätte?, hatte Venghiár Emberbey sich mit kaum zu bändigender Wut erkundigt.

Ja, hatte der maedlor bestätigt, kleinlaut, eingeschüchtert ob der unverständlichen Wut seines Schutzherrn.

Was er sich dabei denn gedacht habe.

Die Regeln und Riten habe er befolgt, wie es festgeschrieben war, hatte der maedlor beteuert, mit Angstschweiß auf der Stirn, und seine Haube nervös in den Händen geknetet. Viel Haar hatte er nicht mehr auf dem Kopf. So wie der Herr es selbst veranlasst und vorbereiten lassen hatte, für den Tag, an dem er dereinst hinter die Träume ginge.

Welcher Herr?, hatte Venghiár gefragt, schneidend, kalt und gar nicht so, wie man es von einem untröstlich Trauernden erwarten sollte. Wer denn wohl nun der Herr sei, der zu bestimmen habe, was geschähe. Und: wem und was genau er denn ungebeten in die Welt hinausgeschwatzt habe.

Allen, hatte der maedlor nur noch zu flüstern gewusst. Den spregheney der  Dörfer im yarlmálon. Den Herbergen und den Ratsleuten in Virhavét. Und natürlich habe er es dem Nachbarn, yarl Althopian gemeldet und an die Burg des teirand in Spagor. Von dort aus würde sich die Kunde fortsetzen, so schnell die Tauben von Burg zu Burg flogen. In wenigen Tagen wäre die Kunde bis Aurópéa verbreitet.

Und was?, hatte Venghiár gefragt, hoch aufgebaut und drohend vor dem maedlor. Der war ein kleiner, etwas dicklicher Mann und mehr als doppelt so alt wie er selbst. Was habe denn ganz genau drinnen gestanden in seiner Nachricht an die edlen Herren, das tumbe Pack auf den Dörfern und den Rest der Welt?

Nun, der maedlor hatte es kaum noch zu flüstern gewagt, mochten die Mächte geben, dass man ihnen beistünde, den mörderischen Verbrecher zu Strecke und die liebe kleine Herrin unbeschadet heimzubringen …

Weiter war er nicht gekommen, denn mit geballter Faust und seinem eisenbeschlagenen Handschuh hatte Venghiár Emberbey ihn ins Gesicht geschlagen und dabei die Nase und zwei Zähne ausgebrochen.

Und dabei waren sie nun. Der fassungslose Schreibknecht kauerte am Boden und verstand wohl nicht recht, dass das Blut, das auf den blanken Steinboden tropfte, das seine war. Und das dämliche Burgvolk – das war starr vor Entsetzen, gepackt von einer völlig vernunftwidrigen Scham. Der junge Mann war oft grob und unwillig, wenn etwas nicht ganz nach seinem Willen war. Aber nie zuvor hatte Venghiár Emberbey einen der ihren geschlagen. Und nie hatte er so … beängstigend ausgesehen dabei.

Venghiár wandte sich ab und ließ sich auf dem Sessel des Burgherrn am Kopfende der kleinen Halle nieder. Düster ließ er seinen Blick über das eingeschüchterte Gesinde schweifen. Was für ein Idiotenpack!

„Niemand“, wiederholte er. „Von nun an gilt, was ich sage.“ Er besann sich und wischte den Handschuh an der Sitzdecke ab. „So lange, bis meine geliebte Weitbase wohlbehalten hier unter uns ist, selbstverständlich. Schließlich will ich mir nichts anmaßen, was mir nicht ausdrücklich an Recht und Pflicht zusteht.“

Keiner widersprach. Niemand begehrte auf. Nur der maedlor jammerte unterdrückt.

„Ihr habt verstanden, was ich gesagt habe“, fuhr Venghiár fort. „Also, hört mir zu, was nun zu tun ist. Zunächst, und das ist das wichtigste von allen, soll mein geliebter Großonkel eine würdevolle Bestattung haben. Ich erwarte, dass das bis Sonnenuntergang geregelt ist. Richtet das Totenfloß unten am Strand her. Das Feuer werde ich mit eigener Hand setzen. Das bin ich ihm wohl schuldig.“

Nun wagten ein paar ganz Mutige, entgeistert aufzublicken.

„Herr“, wagte die opayra einzulenken. „Die Abschiednahme … das ist zu schnell!“

Sie getraute sich das, weil sie sich wohl nicht vorstellen konnte, dass er die Hand gegen eine ältliche Edeldame erheben würde. Nun, mochte sie das eine Weile annehmen und in Sicherheit wiegen. Davon ließ er sich nicht beirren.

„Was soll das heißen – zu schnell?“, erkundigte er sich.

„Die Zeugen“, murmelte der mestar, der alte Mann, der Venghiár so viel Verdruss gebracht hatte. „Wenigstens yarl Althopian müsste den Toten beschauen …“

„Glaubt einer von euch im Ernst, dafür habe Herr Waýreth Sinn, wo doch so viel dringenderes in der anderen Himmelsrichtung auf ihn wartet?“

Darauf wagte niemand eine Entgegnung. Das war schon besser. Sie begannen, zu spuren.

„Zur Unzeit ist das Unglück geschehen“, fuhr Venghiár fort. „Zu schade, das gerade nun die teiranday und yarlay von Wijdlant, Spagor und den yarlmálon mit dem vasposár der teirandanja so viel wichtigere Geschäfte haben als den Abschied von Herrn Alsgör. Behelligen wir sie also nicht mit unserer Trauer, wenn es doch bei ihnen etwas zu feiern gibt. Es würde ihnen die Laune verderben. Ich werde den Abschied stellvertretend für meinen geliebten Weitvetter und seine Schwestern nehmen. Dann ist es geschehen, bevor ich meinerseits die teiranday persönlich von dem Unglück unterrichte. Nicht zu fassen, dass es durch einen schnöden Taubenbrief so unwürdig vorweggenommen wurde!“

Sie schwiegen und kaum einer wagte, den Blick zu heben. Der maedlor winselte immer noch und versuchte, mit seinem Ärmel das Blut zu stoppen.

„Es ist meine Pflicht, der teirandanja zu ihrem großen Freudenfest meine Aufwartung zu machen und meinen lieben Weitvetter willkommen zu heißen. Ich breche spätestens übermorgen auf.“

Dies schien einige Anwesende unangemessen zu erleichtern. Nun, dachte Venghiár, zu früh freuen sollten sie sich nicht.

„Nun. Wir haben nicht den ganzen Tag zu versäumen. Ihr da“, winkte er die Waffenknechte heran. „Den da, den maedlor – ab zu den Möwen damit.“

Der Knecht aus Rodekliv zögerte nicht. Mit fester Hand packte er den jämmerlichen Mann und zog ihn auf die Beine. Die anderen, die zögerten. Und durch die Menge raunte und wisperte bestürzt.

„Herr!“, rief der maedlor panisch aus, „ich … ich habe nichts Unrechtes getan! Bitte … was habe ich denn verbrochen?“

Venghiár lehnte sich zurück. Es kostete ihn Beherrschung, nicht allzu zufrieden dreinzuschauen. Der jämmerliche Kerl war so von Angst ergriffen, dass er keinen Widerstand wagte. Der treue Knecht aus Rodekliv wäre ganz allein mit ihm zurechtgekommen. Die anderen trieb er mit einem erwartungsvollen Blick zur Pflicht, mehr brauchte es nicht. Unter Alsgör Emberbey waren die Klippen und die Möwenschwärme nicht mehr gewesen als eine ernste, wenn auch leere Drohung. Nun, sie würden schon sehen.

„Du hast mit dem voreiligen Alarm unnötige Unruhe gebracht“, ließ er den maedlor wissen. „Ehe wir selbst die Sache mit Verstand beenden konnten. Willst du dir anmaßen, besser zu wissen als dein Herr, wie so wichtige Formalitäten taktvoll zu erledigen sind?“

„Herr! Ich habe doch nur …“

Bei den Mächten, was für ein Jämmerling. Fehlte nur noch, dass er sich hier in der Halle einnässte vor Angst. „Genug! Und ihr, worauf wartet ihr? Mag er von einem Ehrenplatz zusehen, wie wir anderen Abschied von Herrn Alsgör nehmen. Braucht Ihr meine Hilfe?“

Halbherzig, aber gehorsam ergriffen nun auch die anderen Waffenknechte den kleinen dicken Mann mit dem schütteren Haar und der blutverschmierten Fratze.

„Herr“, bettelte der, „bitte … Erbarmen … habt Erbarmen …“

„Hier hat es sich hier vorerst auserbarmt! Viel zu lange hat mein Großonkel euch hier mit zu sanfter Hand nur gestreichelt. Es wird Zeit, Emberbey wieder zu dem zu machen, was es einmal war! Und jetzt weg mit dem Kerl.“

„Nicht die Möwen“, flehte der maedlor mit tränenerstickter Stimme.

„Wie jämmerlich“, sagte Venghiár hart und erhob sich. „Aber vielleicht bin ich milder gestimmt, sobald das Nötige erledigt ist. Und nun sputet Euch und bereitet das Totenfloß vor. Und sollte jemand nicht mithelfen wollen – an der Klippe ist genug Platz.“

Seine Schutzbefohlenen starrten ihn fassungslos, aber stumm an. Die anwesenden Kinder sahen aus, als bangten sie vor einem wilden Chaosgeist. Ein ganz kleines Mädchen versteckte sich gar hinter dem Rock seiner Mutter. Und einige musterten ihn mit still unterdrückten Unwillen in ihren Mienen. Vor dem Blick der opayra hätte man sich beinahe fürchten können. Dummes altes Weib. Mit der würde er auch noch fertig werden.

Gefällt es Euch?, glaubte er die schwarze Samtstimme sanft an sein Ohr dringen zu hören. Unfug. Das bildete er sich sicher nur ein. Der Schwarzmantel war nicht bei ihm.

Aber ja. Es gefiel ihm. Es fühlte sich … angenehm an.