Dýamirée horchte. Da klang etwas; sie konnte nicht wirklich sagen, womit sie es hörte, aber es war da. Es schien nur unvollständig an ihre Ohren zu dringen, der andere, wesentlich größere Teil entstand in ihrem Kopf. Dem Kind fehlten die Worte, um zu beschreiben, wie das zu sich ging. Vielleicht waren es Erinnerungen an etwas, das sie erst in ein paar Augenblicken hören würde.

Sie schwebte, oder … nein. Schweben wäre so etwas Ähnliches wie Fliegen, und sie war mit dem Goldenen auf dem Einhorn durch die Luft geritten, das war schön gewesen und hatte Spaß gemacht. Aber das hier war ganz anders.

Dýamirée überlegte. Das, was sie empfand, war eher ein Schwimmen, aber nicht so, wie sie im See schwamm. Da war nichts Nasses um sie herum, das sie trug und in dem sie sich fortbewegen konnte. Es war eher etwas, das ihren äußeren Rand berührte, ringsum, und irgendwie an ihr anhaftete. Nein, auch das war falsch. Es haftete nicht. Es vermischte sich mit ihr. Es zog in sie ein. Das war beängstigend, und zugleich wusste sie, dass das, was sie von allen Seiten berührte, ihr nichts Schlimmes wollte. Das wäre, als würde man dem Wasser böse sein, wenn ein Schwamm hinein fiel.

Allerdings fühlte Dýamirée sich nicht sonderlich gewillt, ein Schwamm zu sein. Das Mädchen klammerte sich an dem Stab fest, den es in Händen gehalten hatte, als der böse Mann es gepackt hatte. Der Stab war auch böse, aber er war etwas Echtes, Festes, etwas, das Dýamirée signalisierte, dass sie sich nicht einfach auflöste. Solange sie den Stab hielt, würde sie nicht in der Dunkelheit zerfließen oder sich damit vollsaugen. Vielleicht konnte sie sich daran in Sicherheit ziehen?

Wo war sie? Warum funktionierten ihre Augen nicht, obwohl sie die ganz bestimmt geöffnet hielt? Das hatte sie zaghaft überprüft und sich dabei schmerzhaft selbst mit der Fingerspitze ins Auge getippt.

Dýamirée hatte keine Angst vor der Dunkelheit, aber eine so vollkommene Finsternis hatte sie noch nie erlebt. Nachts war immer irgendein Zeichen von Noktáma zu sehen, selbst wenn dicke Wolken am Himmel waren, war da doch zumindest die Ahnung von Mond und Sternen. Die Nacht hatte niemals auf eine solche Weise nach ihr gegriffen und versucht, sie in sich aufzulösen.

Ob das Noktámas Domäne war? Das Reich der absoluten Dunkelheit, das nur Magier betreten konnten? Aber nein, wie sollte das sein? Noktáma hatte ihr nicht das kleinste bisschen Magie gegeben, wollte sie sicher nicht in ihrer Domäne haben. Wie könnte sie also in den Schatten sein? Der Vater hatte ihr von den Schatten erzählt und was für ein herrlicher Ort es war, aber er hatte nie erwähnt, dass man sich darin verstrickte und auflöste. Vielleicht war das alles nur ein Trick, eine böse Falle des alten Mannes. Vielleicht hatte er sie diesmal wirklich in ein tiefes Loch geworfen. Vielleicht war unter dem Cielástel eine Höhle, von der die Regenbogenritter nichts wussten.

Dýamirée hatte sich keinen Rat gewusst. Sie klammerte sich an dem Stab fest, um nicht völlig in die Finsternis gezogen zu werden, und hatte gerufen. Es war nur eine halbe Stimme aus ihrem Mund gekommen, so als funktionierten auch ihre Lippen und Zunge hier nicht. Aber sie hatte es versucht, einmal, zweimal, und sie hatte sogar den Klang ihrer Rufe gehört, allerdings sehr, sehr weit weg und an mehreren Stellen zugleich. Nein, es hatte wohl keinen Sinn, hier zu schreien. Niemand würde ihre Rufe im Dunkeln hören, vielleicht abgesehen von dem bösen alten Mann, falls der auch hier irgendwo war.

Dieser Einfall brachte Dýamirée zum Verstummen. Wie dumm! Wenn sie den Alten auf sich aufmerksam machte, dann würde der ihr den Stab wegnehmen, und dann würde sie von der Dunkelheit durchsetzt und Eines damit werden, und wie sollte sie dann jemals zurück zu Advon gelangen?

Dýamirée horchte. War da etwas? Hörte sie, wie der böse alte Mann um sie herumschlich, vielleicht atmete und wisperte?

Und tatsächlich, da war etwas, ganz, ganz leise und weit weg. Aber es war ganz bestimmt nicht der alte Mann, es sei denn, er würde sich die Mühe machen, sie anlocken zu wollen, so wie in dem Märchen von dem schlauen Flötenspieler und seinen lustigen Ratten. Aber wie sollte der böse Alte denn wissen, worauf sie hören würde?

Dýamirée lauschte. Und je länger sie zuhörte, desto mehr kam ihr wild pochendes Herz zur Ruhe. Sie umklammerte den Stab und schloss die Augen, das heile und das immer noch etwas schmerzende, und konzentrierte sich auf den Klang in der Ferne, der nach ihr zu tasten schien wie ein im Wasser wogendes Stück der rankenden Grundblätter, die an manchen Stellen des Sees in Ufernähe wucherten und nach unvorsichtigen Fischen haschten.

Vielleicht musste sie nur stillhalten, um sich in den Klängen zu verfangen.

***

Eines warmen Sommerabends war Dýamirée zu ihm gekommen, als er allein am See gesessen und versucht hatte, seinen Geist zu klären. Immer wieder stiegen sorgenvolle Gedanken und beunruhigende Ideen darin auf, wie Wasser aus einer Quelle, Dinge, von denen Salghiára nichts wissen musste, mit denen er sie nicht belasten wollte, nicht jetzt, nachdem sie so glücklich war in jener Welt, für die sie ihre eigene verlassen hatte. Es gab Begebenheiten, er erfuhr davon, wenn er sich zu den Unkundigen wagte, um Nützliches zu beschaffen, das ihnen im Wald fehlte. Unter den Menschen geschahen Dinge, verborgen, vertuscht, zum Schweigen gebracht, aber doch nicht so gründlich, dass nicht doch Gerüchte die Runde machten.

Es würde sich wohl früher oder später nicht vermeiden lassen, dass er den Wald verließ, um, sich selbst ein Bild zu machen. Aber nicht jetzt. Vielleicht nicht einmal, bevor ihn jemand ausdrücklich darum bat.

Er hatte schon damals gewusst, dass er Gefahr lief, sich selbst zu betrügen. Es würde niemals möglich sein, den Boscargén zu einem isolierten, einem sicheren Ort zu machen, in den nichts Bedrohliches eindringen konnte, und sei es eine krude Idee, die den Frieden zerstören würde.

Aber nicht jetzt. Nicht, solange Salghiára glücklich und Dýamirée so klein war.

Salghiára wusste, dass er ab und zu ganz für sich sein wollte, dachte aber, er wolle in diesen Momenten einfach nur ein paar Augenblicke der Muße für sich. Dass er sich ein wenig vom Etaímalon entfernte, damit sie nicht seine ausbrechenden Gedanken hörte und sich darüber sorgte, das sagte er ihr natürlich nicht.

Aber Dýamirée, damals etwa so alt wie Tíjnje Moréaval, hatte wohl keine Lust gehabt, allein zu bleiben, war auf ihren kleinen nackten Füßchen zu ihm hin gelaufen und auf seinen Schoss geklettert. Vor dem Kind musste er keine Gedanken versiegeln und war um die Gesellschaft ganz froh gewesen. Und so hatte er da gesessen, mit seiner Tochter im Arm, und gemeinsam hatten sie still zugesehen, wie sich die spiegelnde Wasseroberfläche in der Abenddämmerung verfärbte.

„Ich will ein Lied”, hatte sie plötzlich gesagt, ganz ohne Zusammenhang.

„Ein Lied?”

„Ja. So wie Mama eins hat.”

„Also gut. Ich werde dir ein Lied spielen.” Einen Wunsch verweigert hatte er Dýamirée nur sehr selten. Ihrem Blick zu widerstehen war ihm nicht möglich, und wenn es wirklich einmal etwas unbedachtes war, ließ sie sich meist mit wenigen Worten überzeugen. Wie damals, als sie mitten im Frühling den Gedanken hatte, den Bäumen würde buntes Herbstlaub viel besser stehen und verlangte, dass er das änderte.

„Aber eines ganz für mich”, hatte sie hinzugefügt. „Nicht irgendeines.”

„Oh. Ein ganz besonderes Lied also?”

„Ja”, hatte sie mit großer Wichtigkeit gesagt. „Eines, wo du drin bist. Und Mama.”

„Was ist das denn für eine Idee, mein kleiner Stern?”

„Mama sagt, du hast ihr ein schönes Lied gemacht, damit ihr immer aneinander denkt. Und dass du in dem Lied drin bist.”

„Das ist wahr. Und?”

„Ich will auch immer an dich und Mama denken. Auch, wenn ihr einmal nicht da seid. Und deshalb will ich ein Lied. Eines für mich.”

„So. Du willst also ein eigenes magisches Lied. Das ist nicht so einfach, kleiner Stern. Dafür muss ich einen schwierigen Zauber wirken.”

„Du kannst es mir ja später geben.” Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und großzügig zu ihm hinauf gelächelt. „Hauptsache, es wird ganz, ganz schön.”

Für diesen Abend hatte sie sich damit zufriedengegeben, dass er ihr einige einfache Melodien gespielt hatte. Vom Klang der Geige angelockt, war Salghiára zu ihnen gekommen, und es war ein wunderschöner, inniger Abend geworden, der ihn für den Moment seine Sorgen vergessen lassen hatte. Dýamirée hatte ihn nie wieder auf das Lied angesprochen, das sie sich von ihm gewünscht hatte. Ob sie es vergessen hatte? Oder ob sie geduldig wartete und ihn nicht bedrängen wollte?

Yalomiro wusste es nicht, aber er hatte die Sache nicht vergessen. Das Lied war längst fertig gewesen, ähnlich dem, das er mit Salghiára geteilt hatte, aber doch mit einem eigenen Klang, einer eigenen Melodie. Und wann, wenn nicht jetzt, wäre eine bessere Gelegenheit, es dem Mädchen darzubieten?

Ovidáols Befremden war selbst in der völligen Dunkelheit offenbar.

Was ist das?, fragte er misstrauisch.

Das? Yalomiro holte eilig die Geige aus seiner Tasche hervor. Denkst du, ich ginge ohne mein Werkzeug aus dem Haus und auf Abenteuer?

Der Verfluchte kam näher heran, aber Yalomiro wich ihm aus. Zurück! Du kannst damit nichts anfangen!

Es ist zerbrochen! Der Verfluchte lachte ungläubig auf. Dein Werkzeug ist zerbrochen! Zerbrochen wie mein Stab!

Es war zerbrochen. Es wurde wiederhergestellt und ist nun mächtiger als zuvor!

Du kannst hier nicht zaubern! Egal wie mächtig dein Werkzeug ist!, höhnte der Verfluchte.

Yalomiro würdigte ihn keiner Antwort und begann, zu spielen. Wozu sollte er zaubern? Wozu sollte er sich erdreisten, in Noktámas Domäne Magie zu wagen? Dass er nach seiner Tochter rief, dafür würde Noktáma sicher Verständnis haben. Das war nun wichtiger als alles andere.

Dýamirée, flehte er, kannst du mich hören? Das hier ist dein Lied, und ich bin darinnen, wir sind beide darinnen, deine Mutter und ich. Berühre das Lied, Dýamirée! Nimm meine Hand, wo immer du bist. Spüre die Melodie, kleiner Stern, berühre das Lied!

Die Geige klang lautlos, denn sie war nicht dafür gemacht, in den Schatten zu ertönen. Offenbar war auch der Verfluchte nicht in der Lage, etwas zu hören. Sehr gut. Es hätte Yalomiro gar nicht gepasst, hätten die Töne zu viel von dem preisgegeben, was er aus seinem Herzen in jede einzelne Note eingefügt hatte.

Findest du das Lied, mein kleiner Stern? Nimm es an dich, zieh es dir an! Wirf es über dich wie einen Mantel! Lege es um dich, wie ein Ritter sein Eisenzeug trägt! Ich suche nach dir! Ich werde dich finden!

Wenn der Verfluchte ihn nicht hören konnte – war Dýamirée dazu in der Lage? War ein unkundiger Mensch dazu fähig, in Noktámas Domäne stumme Geigenklänge zu hören? Er versuchte, sich selbst zu überzeugen. Wenn Dýamirée unabsichtlich in den Schatten geraten war und nicht umgehend vor Entsetzen den Verstand verloren hatte, dann war es Noktámas Gnade, die sie behütete. Das wiederum musste bedeuten, dass Noktáma wusste, was in diesem Moment im Schatten vor sich ging. Sie wusste, dass Dýamirée unschuldig hier war. Dann wusste sie auch, dass er Ovidáol hergezerrt hatte. Aber wieso schien dem machtlosen Magier das gar nichts auszumachen?

Vielleicht, weil Noktáma das kleine Mädchen schonen wollte, das aber nicht konnte, ohne auch dem Verfluchten unverdiente Milde zu gewähren? Weil sie den einen Eindringling nicht strafen konnte, ohne den anderen zu verderben?

Yalomiro spielte und mühte sich, seine Enttäuschung aus der Musik heraus zu halten. Was hatte er nur verbrochen, dass ihm die einfachsten Dinge misslangen? Dass seine Taten eine solche Folge an ungewolltem Unheil angerichtet hatten? Welche verwirrenden Züge tat Noktáma da mit ihm im Weltenspiel, die er ebenso wenig durchschauen konnte wie eine Figur beim Steinespiel?

Finde das Lied, mein kleiner Stern. Wappne dich mit meinem Lied gegen den Schatten. Vertraue mir! Ich werde dich finden!

***

Das kleine Mädchen, die yarlaranda von Moréaval, führte sie an wie ein Spürhund eine Schar Jäger auf der Pirsch nach einem gefährlichen Wild. Das Mädchen lauschte in die Leere, in den Nebel, ab und zu blieb es stehen, runzelte angestrengt die Stirn und wechselte dann die Richtung.

Keines der anderen Kinder stellte ihr Tun in Frage. Die teirandanja schritt mit dem Schiffchen und dem Stein in kindlicher Würde hinter dem kleinen Mädchen her, und keiner von den Jungen wagte es, mit Wort oder Geste zu stören. Mehr noch: Die vier hatten, ohne sich abzusprechen, die Mädchen in ihre Mitte genommen und schienen sie wachsam nach allen Seiten hin gegen Dinge abzusichern, die womöglich aus dem Zwielicht auf sie einstürmen könnten. Der junge Grootplen mit seiner Axt und der verstörend streitbare Sohn von Althopian mit dem ramponierten Streitflegel würden es den Chaosgeistern sicher nicht leicht machen. Jándris Altabete schien sich darüber zu ärgern, dass ihm die Umstände nur sein hölzernes Übungsschwert in die Hand gegeben hatte. Und der eigene Sohn …

Alsgör Emberbey seufzte lautlos. Osse trug sein Brett wohlwissend, wie lächerlich es war. Und dennoch … die teirandanja hatte ihn um seinen Rat gefragt, nicht einen der anderen drei. Es gab wohl etwas, das den Jungen von den anderen abhob, wenn es wohl auch nicht das war, das der yarl sich erhofft hatte. Nun, vielleicht würde der andere Junge, der, der in wenigen Monden in seinem Haus eintreffen würde, einen brauchbaren Ersatz abgeben, während Osse einen Weg einschlug, der für das Haus Emberbey mehr als ungewöhnlich war.

Alsgör Emberbey ertappte sich bei dem Gedanken, dass er wieder an die Zukunft dachte. Das war mehr, als er vor Kurzem, als er beschlossen hatte, den Weg hinter die Träume zu suchen, hatte aufbringen können. Mochten die Mächte ihm diesen unangebrachten Übermut vergeben.

Es war wohl das Mädchen, das ihnen voranging, die kleine Tíjnje, die ihm neue Hoffnung gab und ihn plötzlich an seine eigenen beiden Mädchen denken ließ. An das gleichaltrige, das mit einer Pferdehaarpuppe spielte, von der er nie Notiz genommen hatte, und an das andere. Wie sehr hatte er die Mächte gebeten, ihm das Kleine nicht auch noch zu nehmen. Raýneta sollte sie heißen, das war der letzte Wunsch seiner yarlara gewesen. Und er, der alte, bittere Mann, er war nicht bei ihr gewesen, als sie diesen Wunsch geäußert hatte. Je länger er darüber nachgedacht hatte, desto schmerzlicher war es.

Und wenn Tíjnje gar nichts hören konnte? Wenn sie sich nur wichtigtat, oder befürchtete, die anderen zu enttäuschen? Aber wären sie in der Zwischenwelt aus Sand und Nebel zueinander gestoßen, wenn die Mächte sich nicht entschieden hätten, dem Unverdorbensten unter ihnen ein Zeichen zu geben?

Tíjnje blieb stehen und lauschte. Die teirandanja griff nach Jándris’ Schulter und stützte sich daran ab, um nicht umzufallen. Ihren linken, bloßen Fuß hielt sie in der Luft.

„Ist alles in Ordnung, Majestät?”, raunte Emberbey.

„Mir ist kalt”, flüsterte sie. „Vielleicht merkt ihr es nicht, weil ihr alle Schuhe tragt. Aber der Sand wird immer kälter.”

„Und fester”, bestätigte Merrit. „Bald laufen wir darauf wie auf Stein.”

„Seid doch still”, beklagte Tíjnje sich. „Ich kann doch gar nichts hören!”

Sie verstummten gehorsam. Das Kind lauschte.

„Da hinten”, sagte es dann. „Da höre ich die schöne Musik.”

„Aber da kommen wir gerade her!”

„Dann hat die Musik sich eben bewegt. Sie fliegt hin und her!”

Die Kinder wechselten einen kurzen Blick miteinander. Dann machten sie gehorsam kehrt und folgten der Kleinen. Die wurde nun aber etwas gesprächiger.

„Da ist ein Musikant, ganz bestimmt. Das ist nicht, wie wenn der teirand auf der Laute spielt, das klingt ganz anders. Ganz schön.”

„Es war neulich einer mit einem Dudelsack bei Hof”, klärte Jándris den yarl auf. „Ich glaube, das hat sie schwer beeindruckt.”

„Nein, nicht wie der mit dem dummen lauten Trötending”, wehrte Tíjnje ab. „Meine Mama sagt, das tut in den Ohren weh. Das hier klingt ganz wunderschön. Ganz …” Sie suchte nach Worten. „Weich. Ganz weich und warm und stark.”

„Hoffen wir”, sagte Emberbey müde, „dass uns hier kein Chaosgeist zum Narren hält.”

„Bestimmt nicht, Herr Alsgör. Wenn es etwas ist, das Tíjnje gefällt, dann ist es nichts, was von einem Monster kommen könnte. Es …”

„Wartet mal. Merkt ihr das auch?”

„Was denn?”, fragte Láas, aber Jándris winkte ab und bedeutete den anderen, still zu sein.

Tíjnje richtete den Blick auf die glatte Sandfläche, auf der sie alle standen. Dann hob sie ruckartig den Kopf. „Der Boden. Die Erde wackelt.”

Und kaum, dass sie das gesagt hatte, stieß etwas Riesiges unter ihnen zu, wie eine Faust, die ein Papier zerschlägt, größer als der Burghof von Wijdlant in seinen Maßen und eiskalt, schleuderte die Kinder und den alten Ritter heftig in die Höhe und brachte sie alle zu Fall.