
Das Tier hob den Kopf und spitzte aufmerksam die Ohren. Interessiert drehte es dann seinen wuchtigen Körper um, so gut es in der Enge seines Verschlages möglich war. Die Kette, mit der es festgemacht war, klirrte dabei, viel zu laut in dem leeren, dämmrigen Stall. Kühl war es hier: Pataghiús Glanz drang ausreichend durch die schmalen Fenster an den Wänden, zugleich konnte der Wind hindurch streichen. An einem heißen Mittag wie diesem war es angenehm, sie hier aufzuhalten. Es roch nach Stroh und Tier und Frieden.
„Pst! Ruhig!”, wisperte eine Kinderstimme.
Das Tier schnaubte und machte neugierig den Hals lang. Aber es gelang ihm nicht, durch das Gatter zu schauen.
„Sei still! Du verrätst mich!” Die Stimme kam näher. Auf Zehenspitzen schlich der Junge sich näher, sorgfältig darauf bedacht, nicht die Aufmerksamkeit des Wärters zu erregen, der am anderen Ende des langgestreckten Stallgebäudes zu tun hatte. Die vergitterten Verschläge auf beiden Seiten des Mittelgangs waren zu dieser Stunde leer. Jedes Geräusch konnte zu laut sein.
„Mach mal Platz”, forderte der Junge mit gedämpfter Stimme. Dann drückte er sich um die Ecke und quetschte sich durch das Gitter, so gut es ihm mit seinem kindlichen Körper gerade noch gelang. Das Tier schlurfte einen Schritt beiseite, das Stroh raschelte. Dann stupste eine samtige graue Schnauze mit weiten rosa Nüstern das Kind gegen die Wange.
Der Knabe umarmte den mächtigen Kopf und zauste dem Tier die Ohren. An deren Spitzen standen flauschige weiße Haarbüschel empor, die sich im Luftzug sanft bewegten. Dann förderte der Junge unter seinem Hemd einen Apfel und ein süßes Milchbrötchen hervor. Die Lippen des Tieres langten danach. Das Brötchen überließ das Kind dem Wesen, den Apfel durfte es noch nicht haben. Zu laut. Zuerst musste der Wärter weg, bevor es hineinbeißen konnte.
„Du musst ganz leise sein”, wisperte der Junge dem großen Tier, das hier eingesperrt und angekettet stand zu. „Ich darf nicht hier sein. Ich bin weggelaufen. Sie … ach.”
Er bewegte sich leise hinüber in die hintere Ecke des Verschlages und klaubte ein wenig Stroh zusammen. Wenn man ihn hier entdeckte, würde er nicht schnell genug weglaufen können, also musste er jede Möglichkeit nutzen, sich zu verbergen. Das Tier beobachtete ihn wachsam und schien ihm dann helfen zu wollen. Mit scharfen, gespaltenen Klauen scharrte es Einstreu zu ihm hinüber, mit einer Behutsamkeit, die nicht so recht zu dem riesigen Körper passte. Die Kette, die den linken vorderen und den rechten hinteren Fuß des Wesens so fesselte, dass es nicht auskeilen oder davonrennen konnte, klirrte. Dann legte es sich nieder und klappte seine Flügel auf, soweit das in der Enge möglich war.
Advon schmiegte sich dankbar unter das Gefieder. Noch konnte das Tier ihn buchstäblich unter seine Fittiche nehmen und vor flüchtigen Blicken verstecken. Aber das würde enden. Bald würde er nicht mehr so einfach zu seinem vierbeinigen Vertrauten flüchten können.
Die Schnauze suchte nach dem Jungen. Das Horn, länger als der Unterarm eines Erwachsenen und weiß schimmernd, stieß gegen die Gitterstäbe. Das Kind zuckte ertappt zusammen.
Der Stallwärter kam näher. Er hatte keinen Grund, sich leise zu bewegen. Der kleine Junge erstarrte unter dem Flügel und wagte nicht zu atmen.
„Tut mir ja leid, Junge”, sagte der Mann. „Ich würd’ dich auch lieber draußen sehen.”
Das Tier schnaubte und ließ sein Horn an den Gitterstäben entlang klirren. Das war laut in der Stille des mittäglichen Stalls.
„Werd’ den Meister drum bitten”, versprach der Wärter. Wortkarg war er, meist misslaunig und ohne Humor. Aber die Tiere hatte er gern. Er verstand sich darauf wie nur wenige Unkundige. Das war der Grund dafür, warum er hier bei ihnen lebte und nicht unten in Aurópéa. Advon hatte keinen Grund, sich vor diesem Mann zu fürchten, im Gegenteil. So oft hatte er ganze Nachmittage hier mit ihm zugebracht, schon als ganz kleiner Junge, und ihn über die Tiere ausgefragt. Alles, wirklich alles hatte Advon Irísolor über das Wesen und Verhalten der stolzen Tiere erfahren wollen. Das war in früheren Zeiten gewesen, als der Vater sich noch unbekümmert an seinem munteren, aufgeweckten Sohn erfreut hatte.
Bevor jemand die Angst hergebracht hatte.
All das änderte aber nichts daran, dass der Wärter ihn wieder zurück in die Burg würde bringen müssen, wenn er ihn entdeckte. Also hielt Advon still und flehte im Stillen zu Pataghíu, dass der Mann nicht nachschauen solle, was das Tier unruhig machte,
„Is’ nicht recht”, brummte der Mann und ging wieder zurück an seine Arbeit. An der offenen Tür saß er, wo es heller war, und wartete das Sattelzeug. „Is’ nicht recht, sowas an der Kette zu haben, bei den Mächten!” Kurz darauf hörte man wieder, wie Sättel herumgetragen und Leder eingeseift wurde.
„Tut mir leid”, flüsterte der Junge, als er wieder reden konnte, ohne sofort gehört zu werden. „Ich hätte das nicht machen sollen. Kannst du mir verzeihen?”
Das riesenhafte Wesen hob seinen geklappten Schwanenflügel so weit, dass es mit seinen weichen Lippen das lange blonde Haar des Jungen erreichte. Spielerisch zupfte es daran. Advon ließ es geschehen. Die Tiere waren intelligent, das stand außer Zweifel, viel schlauer als die Pferde der Unkundigen oder deren Hunde. Advon war völlig überzeugt davon, dass sein mächtiger Beschützer genau verstand, was er sagte, sicher nicht den Worten nach, aber ganz gewiss in der Bedeutung. Damit war ihm das Tier zwischenzeitlich näher als Vater und Mutter, seit die Angst gekommen war.
Advon wusste, dass er die Wärme nicht allzu lange genießen konnte. Wenn die Alte bemerkte, dass er sich davongestohlen hatte, anstatt seine Strafe zu verbüßen, würde es Ärger geben. Was ihn selbst betraf, hatte er es längst aufgegeben, aufzubegehren. Aber die Alte war in der letzten Zeit immer mehr dazu übergegangen, ihren Unmut an dem auszulassen, was ihm etwas bedeutete. Das war der Grund dafür, weshalb Farbenspiel nun hier festgekettet im Stall lag, anstatt mit seiner Herde draußen in den Gärten der fajíae [~ Feen] zu laufen. Drei Tage war es her, da Advon es im Cielástel bei der greisen opayra nicht mehr ausgehalten hatte. Ohne um Erlaubnis zu fragen, hatte er Farbenspiel aus dem Stall geholt. In die Wüste waren sie gemeinsam galoppiert, natürlich nicht zu weit hinein. Soldesér war gefährlich. Zu schnell verlor man die Richtung, und wer nicht achtgab, lief geradewegs ins Feuer vor dem Chaos. Aber die Alte hatte es bemerkt, und in heller Panik war der Vater mit den arcaval’ay ausgeritten, um ihn wieder einzufangen und zurückzubringen in das Schulzimmer, das er so sehr hasste.
Natürlich, dem Vater war sichtlich ein Stein vom Herzen gefallen, als sie ihn gefunden hatten. Fest umklammert hatte er ihn auf dem Rückweg, im Sattel seines eigenen Reittieres, der Junge hatte das Herz in der breiten Brust des Vaters selbst durch dessen goldenes Kettenhemd hindurch pochen gespürt. Wie leicht hätte ihm hier etwas geschehen können. Mit acht Sommern war es bodenloser Leichtsinn, auf einem halbgezähmten Einhorn mitten in die tückische Wüste zu reiten, ohne einen Erwachsenen, der die Richtung kannte. Advon hatte im Nachhinein verstanden, dass er eine wirklich große Dummheit begangen hatte und sich aufrichtig dafür geschämt. Wut und Trotz hatten ihm die Vernunft vernebelt. Reuig nahm er den Tadel des Vaters an, aus dem so viel Liebe klang.
Die Mutter hatte nicht einmal mit ihm geschimpft, sie hatte den Ausreißer in die Arme geschlossen und liebkost und ihr Herz hatte ebenso geklopft wie das des Vaters. Sie tadelte ihn nie, beide straften und schimpften sie nicht. Sie priesen die Mächte, dankten Pataghíu, dass er seine schützende Hand über den Jungen gehalten hatte.
„Du darfst die Weihestätte nicht verlassen!” Das eindringliche Wispern der Mutter klang in seiner Erinnerung immer noch flehend an sein Ohr. „Du darfst uns nicht verlassen.”
„Wenn dir etwas zustieße”, so sagte der Vater, „das Weltenspiel ginge in Trümmer und die Nacht senke sich ewig über die Wüste.”
Advon verstand wohl, dass die Eltern sich um ihn sorgten, aber dennoch kam ihm das Drama, das sie daraus machten, etwas groß vor. Er hätte andere Kinder danach fragen sollen, ob alle Eltern derart handelten, aber das war nicht möglich. In der Weihestätte war er allein unter Erwachsenen.
Keine Antwort, aber Strafe kam von der opayra. Sie tat es stets so, dass er sich nicht über sie beklagen konnte, ohne dass Vater oder Mutter – meist beide – ihm ins Gewissen redeten. Die opayra, davon waren die Eltern überzeugt, wusste was zu tun war, um den Jungen vor dem zu schützen, was außerhalb der Weihestätte auf ihn lauerte. Er solle ihr vertrauen und auf ihre Worte achten, wiesen die Eltern ihn an. Es sei zu seinem besten.
Das mochte sein, aber es änderte nichts daran, dass Advon die opayra für eine gemeine alte Frau hielt, die ihn plagte und den Eltern einredete, es sei der Wille der Mächte. All das, sagte sie beständig, sei nur dazu da, um ihn vor dem großen Unheil zu schützen, das aus dem Norden aufgestanden war.
Und nun hatte sie ihm als Antwort auf den unerlaubten Ausritt, nicht nur das Einhorn verboten, sondern das arme Tier gleich selbst zur Gefangenschaft im Stall verurteilt. Es war Advon unmöglich, es unbemerkt aus seinem Verschlag zu holen, und sei es nur, um es zur Herde zu lassen, zu den Reittieren der arcaval’ay [Regenbogenritter], die draußen vor der Burg in der Sonne grasten.
„Ich bitte Vater auch noch einmal”, versprach Advon. „Du bist doch ein Tier. Du kannst gar nichts Böses tun. Du würdest mich nicht in der Wüste allein lassen.”
Farbenspiel schnaufte geduldig. Der Knabe kraulte nachdenklich die lange Mähne, zart wie Daunenfedern. Wenn das Tier galoppierte, flogen Haar und Schweif duftig wie Fuchszahnschirmchen, die sich nicht voneinander trennen konnten. Nach Advons Meinung war Farbenspiel das schönste Einhorn in der Herde des Vater. Sein Fell und Gefieder hatten die Farbe von Perlmutt, je nachdem wie das Licht darauf fiel, irisierte es bunt wie eine Seifenblase. Farbenspiel war ein junges Tier, noch lange nicht ausreichend ausgebildet, um einen Regenbogenritter zu tragen. Entsprechend ungestüm und wild gebärdete sich der Hengst, wenn man ihn frei laufen ließ. Dann donnerten seine Hufe, dass die Erde bebte, bis er sich auf seinen Flügeln in die Luft erhob. Wuchtig und groß wie ein schweres Kriegsross war er, seine starken Flügel, Horn und Klauen gefährliche Waffen im Kampf. Farbenspiel liebte Honigkekse und scheute, wenn er nach dem Regen eine Pfütze zu spät bemerkte.
„Bald”, versprach Advon dem Einhorn, „fliegen wir weit weg. Wir finden dir eine neue Herde. Und ich … ich komm schon zurecht. Dann muss sich niemand mehr Sorgen machen.”
Farbenspiel grummelte freundlich. Advon drückte sein Gesicht in das Fell und trocknete eine unerlaubte Träne daran. Einen Moment genoss er noch die Wärme. Das Einhorn war sein einziger Vertrauter, seit es so schwer geworden war, bei den Eltern Gehör zu finden. Wann hatte es begonnen, dass sie so wenig Zeit für ihn hatten? Dass er sie am Tag nur kurz zu Gesicht bekam, und fast nie beide zugleich? War es schlimmer geworden, in der letzten Zeit?
Unvermittelt wuchtete Farbenspiel sich hoch, unbeholfen und gehemmt von seinen Ketten. Advon plumpste ins Stroh zurück und zuckte zusammen. Das Tier spreizte die Flügel und seine Augen, leuchtend gelb wie die eines Reptils, funkelten.
„Komm da raus”, sagte Siledaú, die alte opayra streng. „Sofort.”
Der Junge stand gehorsam auf. Widerstand war müßig. Siledaú musste er gehorchen. Gegen die mestara konnte er nicht aufbegehren.
Der Wärter kam herbeigeeilt, entdeckte den ungebetenen Besuch im Verschlag des Einhorns und wurde kreidebleich.
„Achtest du so auf deine Pflichten?”, schalt die Alte den verblüfften Mann. „Wie leicht hätte das Biest den Jungen verletzen können!”
„Hatte keine Ahnung, dass er da ist”, verteidigte der Stallmeister sich unbeholfen. „Muss durch die andere Tür gekommen sein!”
„Wird wohl Zeit, das die ytraray sich einen zuverlässigeren Knecht einstellen”, zürnte die Frau. „Mach ihm auf!”
„Er kann nichts dafür! Ich hab mich rein geschlichen”, verteidigte Advon den Mann hastig und schlüpfte aus dem Verschlag. Den Apfel ließ er aus der Hand gleiten. Den sollte Farbenspiel später noch haben.
„Warum? Warst du schon fertig mit deinen Aufgaben?”
„Nein, aber …”
„Wer hat dir dann erlaubt, das Zimmer zu verlassen?”
Advon senkte den Blick. Was sollte er darauf antworten?
„Komm mit”, verlangte die alte Frau. „Die doppelten Aufgaben für dich. Und wenn du noch einmal unerlaubt bei den Tieren bist, dann kommt das Vieh weg!”
„Nein!”, begehrte der Knabe auf. „Das Einhorn darf mir niemand wegnehmen. Der soll meiner sein, sobald … Papa hat es mir versprochen!”
„Unsinn! Ein Maulesel tut es genau so, für einen ungeratenen Burschen wie dich! Was machst du deinen Eltern nur für Sorgen! und wie siehst du wieder aus! Voller Dreck und Stroh und Tierhaar. Ach, was machst du deinen Eltern für eine Not!”
Advon Irísolor bis sich auf die Lippen. Nun kein falsches Wort. Nein, Sorgen machen sollten sich die Eltern nicht. Niemals sollte die Mutter wegen ihm traurig, nie der Vater bekümmert sein.
„Ich wollte nichts schlechtes.”
„Du weißt nicht, was gut für dich ist”, sagte Siledaú hart. „Und nun komm mit.”
Noch bevor Advon ein entschuldigendes Wort an den Stallwächter richten konnte, hatte die alte Frau ihn mit dürren Fingern fest an der Hand gepackt und zog ihn energisch zum Stall hinaus durch die andere Tür, die dem Innenhof entgegengesetzt lag und durch die der Knabe sich auch eingeschlichen hatte.
„Es macht deine Mutter sehr traurig, wenn du so ungehorsam bist”, schimpfte sie. „Ich sollte dich einsperren!”
„Ich habe doch nur Farbenspiel besuchen wollen!”, murmelte Advon.
„Und du denkst gar nicht daran, dass das Tier dich hätte tottrampeln können? Wie sollte ich das deinen Eltern erklären?”
„Es tut mir leid.”
„Das glaube ich dir nicht. Bei den Mächten! Wie kann man nur so unvernünftig sein!”
Sie stupste Advon voran, die Treppe hinauf. Der Junge stieg zerknirscht Stufe um Stufe hinauf. Den Unterricht hatte sie gewiss nur in den Turm verlegt, um ihn besser unter Kontrolle zu haben. Als sie in dem Gemach ankamen, in dem Siledaú ihn Tag um Tag unterrichtete, war das Kind außer Puste.
Die Alte hatte damals, vor drei Wintern, ein geräumiges Zimmer im Wohnturm des Cielástel, Pataghiús Weihestätte auf dem Hügel neben der Stadt Aurópéa bezogen. Advon war sich nicht ganz sicher, ob sie hier auch wohnte, denn es gab kein Bett hier. Nur einen Tisch, Sitzgelegenheiten und Unmengen von Büchern. Jede freie Handbreit zwischen Türen und Fenstern war mit Wandregalen gefüllt, in denen sich Buch an Buch reihte, riesige Exemplare, die Advon selbst nicht hätte anheben können ebenso wie dünne Heftchen mit Pappeinband.
„Nimm das Buch hier”, sagte die Alte und legte energisch einen dicken Folianten auf den Tisch. „Abschreiben.”
„Abschreiben?”
Sie fügte eine Wachstafel und einen Griffel dazu. „So lange, bis du Vernunft annimmt.”
Er neigte sich ergeben über das Buch. Zumindest kam sie nicht auf die Idee, ihn irgendetwas abzufragen. Aber …
„Was ist das denn für ein Buch? Das sind ja gar keine richtigen Worte!”
„Nein”, sagte Siledaú knapp und setzte sich in den Sessel. „Das ist eine zufällige Abfolge von Buchstaben. Für deine Augen.”
Der Junge stöhnte. So ein Buch also. Er hatte davon gehört. Aber dass Siledaú eines besaß, hatte er nicht gedacht. Aber warum auch nicht? In all den Jahren, die sie im Weltenspiel zugebracht hatte, hatte sie gewiss Unmengen an Büchern zusammengetragen, aus der ganzen Welt, die neuen gedruckten von den forscoray [~ Gelehrten] bis hin zu uralten Handschriften aus Zeiten vor den Magischen Kriegen. Nun stand all das Wissen hier in den Regalen und blieb ihm unzugänglich, weil sie ihn diese Dinge nicht lehrte. Weil niemand daran dachte, ihn einzuweisen. Warum auch? Es hatte keinen Sinn.
„Aber so lerne ich doch nichts!”
„Doch”, sagte die Alte gelassen. Ihr hageres, runzliges Gesicht war starr wie Holz. „Gehorsam.”
Advon seufzte und setzte den Griffel auf die Wachstafel. Stoisch begann er, ungelenk die Buchstaben einzuritzen. Sobald er eine Zeile beendet hatte, verschwand sie und machte die Tafel frei für die nächste. Auf diese Weise ging der Platz zum Schreiben nicht zuende.
Möglicherweise kopierte er gerade mächtige Zauberformeln. Wissen konnte er das nicht. Unkundigen Augen blieb die Magie verborgen.
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