Es war sehr ungewohnt, die Gesichter der Menschen wahrnehmen zu können, die seit Wochen damit beschäftigt gewesen waren, mich zu versorgen. Der Wachmann hatte Sommersprossen und das emsige Küchenmädchen rotes Haar und eine Stupsnase. Sie alle sahen todtraurig und erschöpft aus.

Ich gehörte nun fast zu ihnen. Sah ich wohl auch schon aus wie die Bewohner von Pianmurít?

Arámaú war verschwunden. Ich vermisste ihre mürrische Gegenwart, aber ich sah auch ein, dass es besser war, wenn sie sich versteckte. Dafür hatte sie mir die Scherbe da gelassen.

Ich hatte die Trümmerteile nun zusammengeklebt, so wie Arámaú es mir geraten hatte, das letzte Bruchstück aber nicht eingefügt. Nur kurz hatte ich sie an den Korpus gehalten, um mich zu überzeugen, dass es tatsächlich das verbleibende, fehlende Fragment war.

Nun lag die Geige in der Truhe. Die Scherbe hatte ich in meinem Ausschnitt versteckt, um sie griffbereit zu halten, sobald sich die Gelegenheit ergab, sie an einem sicheren Ort zu verstecken. Zur Ablenkung, und um über den Leimgeruch hinwegzutäuschen, hatte ich mich dann wieder der Vase gewidmet, war damit aber nicht weit gekommen. Zu meiner Überraschung klopfte die Kammerzofe der teiranda an. Ich schätzte sie auf etwa vierzig Jahre, sie hatte ascheblondes Haar und sah aus, als habe sie die ganze Nacht geweint.

„Die Herrin wünscht dich zu sehen”, teilte sie mir mit. Es war offenkundig, dass sie das für keine gute Idee hielt.

„Hat der Meister denn nichts dagegen?”

Die Frau lächelte freudlos. „Siehst du, selbst du zeigst mehr Vernunft als die Herrin. Ach, wo soll das nur enden.”

Ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Immerhin hatte die Frau gestern ihre Kollegin auf entsetzliche Weise verloren.

„Das mit deiner Partnerin … das tut mir so leid”, sagte ich, als ich ihr hinüber zu Kíaná von Wijdlants Gemächern folgte, durch eine völlig normalen Flur mit Fenstern zur einen und Türen zur anderen Seite.

„Das arme junge Ding hat es einfach nicht mehr ertragen. Möge sie hinter den Träumen ihren Frieden finden. Sie hätte sich nie und nimmer auf diesen verantwortungslosen Kerl aus der Schneiderei einlassen sollen.”

„Verantwortungsloser Kerl?”

Sie verzog den Mund. „Mädchen, lass es dir sagen: Herzensdinge sind hier nicht am richtigen Platz. Wenn ich dir einen Rat geben darf – bleib keusch und tugendhaft. Vor allen Dingen keusch.”

Mit wem dachte sie, könnte ich hier wohl anbandeln? Dann ahnte ich den tieferen Sinn hinter ihren Worten und spürte, wie mein Herz sich zusammenkrampfte. Das arme junge Mädchen! Aber es blieb mir zum Glück keine Zeit, länger darüber nachzudenken.

Die teiranda saß vor dem improvisierten Spiegel und drehte sich auch nicht um, als ich eintrat.

„Ujora”, sagte sie fröhlich, „es gibt gute Neuigkeiten.”

„Tatsächlich?”

„Schau!” Sie deutete auf den Spiegel. „Ist er nicht wundervoll?”

Ich trat neben sie und schaute an ihr vorbei. Hatte Meister Gor etwa wieder jemanden hinter dem Spiegel in seiner Domäne eingesperrt?

Aber das Glas zeigte nur ihr eigenes Gesicht, puppenhaft makellos und strahlend. Sie wandte sich mir zu. „Ich denke, ich werde auf sein Werben eingehen.”

„Das ist großartig”, sagte ich bedacht und bemühte mich, nicht allzu erschreckt zu wirken.

Sie runzelte die Stirn. „Stimmt etwas nicht?”

„Ich … nun …” Ich bemühte mich, mir nichts anmerken zu lassen. Aber ich war heftig erschrocken und nun verstört. Ihr Gesicht … so schmal und die Augen so eingesunken und ihr Mund so dünn… war das also ihr wahres Aussehen?

War es das, womit der Rotgewandete sie gefangen hatte? Und warum zeigte der Spiegel es mir? Wieso sah ich es, sofern es eine Illusion war?

„Wer ist er?”, fragte ich munter und mimte Interesse für den Spiegel, der mir das Bild vorenthielt, welches sie so begeisterte. Offenbar sah sie darin eine männliche Person.

„Er heißt Asgaý von Spagor. Er herrscht über das teirandon nördlich von hier. Schau ihn dir an. Wie edel und gut er aussieht …”

Ich erhaschte einen bedeutungsvollen Blick der Zofe, der Bände sprach. Sie hielt ihre Herrin für wunderlich. Ob sie etwas sehen konnte? Nun, die teiranda erkannte offenbar das Bildnis eines attraktiven jungen Mannes. Ihre Miene (sowohl in der Reflektion als auch auf ihrem krank wirkenden Gesicht) war die einer jungen Frau, die soeben ihre erste große Liebe erlebte.

„Und woher wisst Ihr, dass er um Euch werben wird?”

„Er hat es mir gesagt. Er hat zu mir gesprochen.”

„Gesprochen?”

„Heute Nacht. Ich …” Ihr bleiches Gesicht errötete. „Er hat mir ein Lied gewidmet.”

„Tatsächlich? Wie ist das möglich, wenn er doch so weit fort ist? Habt Ihr es … geträumt?”

Sie stutzte und dachte nach.

„Herrin? Ujora?”

Ich zuckte zusammen. Sie drehte sich wieder strahlend um. Gor Lucegath stand vor der Tür, einen Tonkrug in der Hand und musterte uns fragend. Die Zofe verneigte sich und verschwand blitzschnell in Kíanás Schlafbereich.

„Ich habe sie holen lassen”, rettete die teiranda mich. „Ich musste einfach meine Freude mit jemandem teilen, der mich versteht.”

„Dann habt Ihr mit ihm gesprochen?”

„Er sagt, er eilt noch zur Stunde zu mir.”

„Sehr schön. Es freut mich, dass der junge Herr Euch zugeneigt ist.”

„Also habt Ihr das arrangiert?”, fragte ich.

„Waýreth Althopian war mir dabei behilflich.”

Ich wich seinem amüsierten Blick aus. Was hatte er mit dem ehrbaren yarl nur angestellt, dass der sich dazu hergegeben hatte? Ich konnte es mir fast denken. Sicher wusste der Rotgewandete von der yarlara von Ivaál.

Er setzte sich unaufgefordert und stellte den Krug auf dem Tisch ab. „Und damit du auch deinen Anteil an der allgemeinen Sehnsucht hast, die sich hier ausbreitet: Yalomiro Lagoscyre hält das ay’cha’ree in seinen Händen. Er hat es vollbracht.”

Ich atmete auf und schloss für einen Augenblick die Augen. „Den Mächten sei es gedankt”, hörte ich mich sagen.

Gor Lucegath lachte leise. „Nun, es wird sich zeigen, wie weise es von den Mächten war, ihn seine Mission erfüllen zu lassen. Falls er sich dazu entscheidet, zurückzukehren, wird er in Kürze vor uns stehen.” Sein Blick verhärtete sich. „Ich bin bereit, ihn gebührend zu empfangen, falls er es mit dem ay’cha’ree bis hierher schafft.”

Ich stutzte. „falls?”

„Nun, Ujora, es ist nicht unbedingt notwendig, dass er es mir persönlich überreicht. Es genügt, dass es nicht mehr in seinem magischen Versteck liegt, um es mir zugänglich zu machen.”

Was sollte das wieder heißen? Was hatte er vor – und womöglich schon lange geplant?

„Übrigens”, fuhr der Rotgewandete fort, „ich wurde in der vergangenen Nacht bestohlen. Und die Mächte mögen dir gnädig sein, Ujora, wenn du eine Ahnung hast, wer dahinter steckt.”

„Bestohlen?”, fragte die teiranda erstaunt. „Hier? In meiner Burg?”

„Es scheint so.”

„Um was handelt es sich denn?”

„Manche scheinen zu denken, dass es etwas höchst Kostbares ist. Ich persönlich halte es für Plunder, den ich aus sentimentalen Gründen aufbewahre. Was denkst du, Ujora?”

„Ich … weiß nicht, wie das passieren konnte”, sagte ich verstört. „Ihr wisst, dass ich es nicht war.”

„Natürlich. Aber sagen wir … selbst wenn das … Diebesgut wieder auftauchen würde, könnte doch niemand etwas damit anfangen als jemand, der damit umgehen kann.”

Die Holzscherbe an meiner Brust schien plötzlich sehr heiß zu werden. Ich kann nicht sagen, ob es ein Zauber war oder mein Gewissen, das dieses unangenehme Gefühl auslöste. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Er spielte mit mir, das war ganz offensichtlich. Aber wusste er, dass ich ihn durchschaut hatte?

Die teiranda schien nichts von dem zu begreifen, worüber wir redeten. Sie hatte auch bereits das Interesse verloren und starrte wieder verträumt auf ihren Spiegel. Ich konnte meinen Blick nicht von Gor Lucegath abwenden. Die Spannung war unerträglich.

Zum Glück störte uns von draußen Lärm auf. Stimmengewirr. Metallische Klänge.

Die teiranda stutzte und erhob sich. „Was machen sie da?”, rief sie überrascht und eilte zum Fenster hinüber, um in den Hof zu blicken.

„Sie besinnen sich auf Ihre Pflichten”, sagte der Rotgewandete ruhig. „Möglicherweise werden sie es bald brauchen.”

Ich zögerte, riss mich vom seinem bannenden Blick los und ging hinüber zur teiranda. Sie stand am Fenster und schaute mit konsterniertem Blick zu, wie Moréaval, Grootplen und Altabete mitten in der träg-traurigen Betriebsamkeit des Hofes in einen Dreikampf verwickelt waren. Die Herren tobten mit blanken Schwertern aufeinander los, ohne dass es die Umstehenden interessiert hätte, selbst als ihnen im Eifer des Gefechts ringsum einige Dinge zu Bruch gingen. Die Leute wichen ihnen uninteressiert aus.

Ich schaute mir das einen Moment lang fassungslos an und warf dann einen Blick hinüber zu Kíaná von Wijdlant und in den Raum.

Der Rotgewandete war fort. Den Krug hatte er auf dem Tisch stehen gelassen. Die teiranda stützte sich auf ihre Ellenbogen und beobachtete die Ritter so interessiert, als wohne sie einem Wettkampf bei. Und vielleicht war es das auch, in ihrer Wahrnehmung. Ich hatte meine Zweifel. Ich hatte damals, in Valvivant gesehen, wie Waýreth Althopian gegen yarl Lebréoka gekämpft hatte, um die yarlara zu beeindrucken. Das war ein elegantes Spiel gewesen. Dies hier wirkte eher, als hätte die drei Ritter das dringende Bedürfnis gepackt, lang aufgestaute Aggressionen aneinander abzureagieren.

Ich wandte mich ab und dachte nicht nach. So schnell ich es konnte, zog ich die Scherbe hervor und ließ sie in eine große Vase unterhalb des Fensters gleiten, ohne dass Kíaná von Wijdlant es bemerkte.

Kurz darauf wagte sich auch die Zofe wieder aus ihrem Versteck hervor.

„Warum tun sie das?”, fragte ich die teiranda. „Machen sie so etwas öfter?”

„Ich will ein Turnier für sie ausrichten”, sagte Kíaná von Wijdlant gedankenverloren zu ihrer Kammerfrau. „Für Asgaý von Spagor und seine yarlay, die mit ihm kommen werden. Ihnen soll ein gebührlicher Empfang bereitet werden. Kümmere dich darum.”

„Aber Herrin …”

„Ein Fest”, wisperte die teiranda verträumt. „Ich will ein buntes Fest. Ein vásposar. Wie früher …”

Die Zofe warf mir einen hilfesuchenden Blick zu, aber ich war viel zu sehr abgelenkt von dem Kampf im Hof. Ohne dass ich etwas von Schwertkämpfe verstand war offensichtlich, dass yarl Altabete bei weitem der erfahrenste und geschickteste der Herren war. Grootplen wusste zweifellos ebenfalls mit seiner Waffe umzugehen, aber er war älter und behäbiger, weit weniger beweglich. Diese Trägheit machte er jedoch mit Entschlossenheit und wahrscheinlich einer Menge Mut wett. Moréaval schien flink und stark zu sein, aber sein Kampfstil wirkte nervös und defensiv, so als habe er Skrupel, seine versierten älteren Kumpane anzugreifen.

Es war Gor Lucegath, der den Kampf beendete. Der Magier trat unterhalb des Fensters durch die Tür und überquerte den Hof in Richtung seines Turmes. Dabei ging er gelassen erst direkt auf die aufeinander einschlagenden Ritter zu und dann unbeeindruckt mitten zwischen ihnen hindurch, so als wären sie gar nicht da und hantierten mit wirbelnden Klingen. Er sagte kein Wort, aber die Männer wichen vor ihm zurück und hielten in ihrem Tun inne. Alle drei starrten hinter dem Lichtwächter her, als der die Außentreppe zum Hocheingang des Turms heraufstieg und dann darin verschwand. Dann steckten sie ihre Schwerter weg und zerstreuten sich schweigend und ohne Blicke miteinander zu wechseln.

Als ich mich umdrehte, war die Zofe fortgegangen. Die teiranda saß wieder am Tisch und starrte verliebt in den Spiegel.

Ich war … unbeaufsichtigt.

***

Das Boot kreiselte auf der Stelle, so dass Egnar und Majék nahe vor der Seekrankheit waren. Immerhin schienen die heftigsten Wogen wie an einem unsichtbaren Wellenbrecher zu zerschellen. Was ihnen entgegen sprühte, waren zwar immer noch bedenkliche Wassermassen, aber es reichte nicht, um die beiden Fischer von den Beinen zu holen.

Sie hatten die Kurre ins Wasser gelassen, das Boot schleppte sie im Strudel hinterher, in einer weiten, endlosen Spirale. Allerdings bremste das Netz das Taumeln des Schiffes nicht aus. Offensichtlich war es weiterhin leer.

Natürlich, dachte Egnar bei sich. Welche Art von Fisch sollte sich denn hier so nahe am Chaos aufhalten? Wenn überhaupt, wären es möglicherweise solche, die er nicht einmal als beruflichem Interesse zu Gesicht bekommen wollte. Was sich hier gegen die tosende Strömung behaupten konnte, musste monströs sein.

Außerdem war völlig unklar, über welcher Untiefe sie sich hier bewegten. Das Netz, gemacht für den Krabbenfang in nicht allzu großer Tiefe, konnte nicht am Grund hängenbleiben, das war sicher. Aber wie weit ging es hier hinab? Gab es unter ihnen überhaupt Meeresboden? Wohin würden sie sinken, wenn sie untergingen? Und wie lange?

„Mächte!”, wimmerte Majék, elend grün im Gesicht, „’will nicht sterben! Nicht hier!”

„Sei still”, herrschte Egnar in an. „Wenn die Mächte uns hinter die Träume haben wollten, wär’n wir längst abgesoffen!”

Sie versuchten, die Tiefe der Kurre zu verändern, sie hinaufzuziehen und erneut abzusenken. Das brachte wenig außer Anstrengung, aber es gab ihnen das Gefühl, sich nicht untätig ihrem Schicksal zu ergeben. Die Sanduhr stand immer noch wie festgeklebt mitten auf dem Deck, völlig unberührt vom Schwanken des Schiffs.

***

Weit entfernt, an der Küste, starrte Waýreth Althopian auf das irre Ringelspiel, das die Spiegelscherbe in dem Kompass vollführte. Wenn dieses magische Instrument ihm zeigte, wo sich der Schattensänger befand, dann war er wohl im Augenblick überall und nirgends. Möglicherweise hatte es ihn in eine Art Zwischenwelt verschlagen, wenn Isan Recht behielt und er tatsächlich den Versuch unternommen hatte, sich ins Chaos zu begeben.

Das Chaos … kein Sterblicher hatte jemals hinter die Grenzen der Welt geblickt, über den Rand des Weltenspiels, wie sein alter Magister es ihm und seinen Altersgefährten damals erklärt hatte. Der Lehrmeister, ein Mann, der den alten Überlieferungen anhing und die Erkenntnisse der jungen forscoray über Gezeiten- und Wetterphänomene für lästerlichen Mumpitz hielt, hatte das Thema seinerzeit nur gestreift. Keiner seiner ritterlichen Schüler würde zu seinen Lebzeiten einen Anlass haben, sich dem Chaos auch nur zu nähern und so dicht an den Rand des Weltenspielbretts zu geraten. Das, was sich im und hinter dem Chaos verbarg, hatten die Mächte dorthin verbannt, noch bevor der erste Mensch seinen ersten Atemzug getan hatte. Es hatte nichts im Weltenspiel zu suchen.

Nun, da der yarl das magische Werkzeug betrachtete, kamen ihm diese Geschichten wieder in den Sinn. Die angehenden jungen Ritter hatten sich damals in aller Vorsicht und gebührendem Respekt über die Märchen des gelehrten Mannes lustig gemacht. Sie alle hatten damals bereits von den neuen Lehren über Wasser, Wind und bebende Erde unter dem Meer gehört und sie für weit plausibler gehalten. Waýreth Althopian nahm sich vor, nie wieder über die Geschichten alter Leute zu spotten.

Der Ritter blickte auf und zum Horizont, wo immer noch dunkelgraue Sturmwolken dräuten und ab und zu aufschimmerten. Das Unwetter schien sich nicht von der Stelle zu bewegen. Das war ungewöhnlich. Für gewöhnlich jagten Stürme vom Meer oder von der Wüste einmal quer über die Welt hinweg. Manchmal hielt der Montazíel sie auf und zerstreute sie. Aber dieses hier schien sich nicht entscheiden zu können, ob es sich auf den Weg machen sollte.

Vielleicht, so dachte der Ritter müde, wäre es nur das Beste, wenn der Magier vom Chaos vertilgt würde. Das löste zwar nicht all die anderen Probleme, mit denen der Rotgewandete ihn beladen hatte, aber es würde ihm dennoch eine schwere Last von seinem Gewissen nehmen.

Isan war es langweilig geworden. Das Mädchen hatte seine Holzschuhe neben ihm stehen lassen, war zum Wasser hinunter gelaufen und stand dort nun bist zu den Waden in den ausrollenden Wellen. Ab und zu bückte sie sich nach einer Muschelschale. Sie hatte bereits eine ganze Menge davon in ihrer Schürze aufgelesen und plante, sich ein hübsches Geschmeide daraus zu fertigen, wie sie ihn unschuldig daher plappernd wissen ließ. Doch ebenso häufig richtete sie ihren Blick hinüber zum Wasser.

„Pass auf”, rief er zu ihr hinüber. „Du weißt, wie stark die Strömung hier ist. Es …”

Ein silbriger Blitz ging am Horizont nieder, so gleißend und mächtig, dass er durch das Unwetter fuhr wie ein Riss durch ein Stück Stoff. Isan gab einen Schreckenslaut von sich und stolperte aus dem Wasser heraus. Er sprang seinerseits auf und ließ dabei den Kompass fallen.

Das Unwetter war in zwei Hälften zerbrochen, und in der Mitte strahlte azurblau und wolkenlos der Himmel.