
Der Spachtel fuhr knirschend zwischen Kalk und weiches Fleisch. Egnar beförderte den Brocken, den er gerade vom Rumpf seines Bootes abgekratzt hatte, mit weitem Schwung hinaus auf den Strand, wo sich die geduldig wartende Schar von Wattvögeln schnatternd auf die Mahlzeit stürzte.
Der Fischer wischte sich den Schweiß von der Stirn und stemmte die Hände in den Rücken. Die Seepocken vom Holz zu kratzen war eine mühselige Angelegenheit, aber ab und zu musste es getan werden. In diesem Sommer waren die Biester ausgesprochen fruchtbar und hartnäckig gewesen. In den vierzig Sommern, die er nun schon ausfuhr, hatte er selten etwas Vergleichbares gesehen. Mochten die Mächte wissen, wie sie es innerhalb von so kurzer Zeit fertig brachten, einen kleinen Kutter wie den seinen zu besiedeln.
Ob die großen Pötte aus Virhavét ebenfalls von dieser Plage getroffen waren? Wie lösten die keptyenay [~ Kapitäne, Schiffsführer] das Problem? Hatten sie auch die Möglichkeit, ihre riesigen Dreimaster irgendwie auf einen Trockenplatz aufzubocken, wie es die Fischer des teirandon Spagor machten?
Und wo steckte überhaupt Majék, der faule Bengel, schon wieder? Sollte er etwa die ganze Arbeit heute allein machen? Bis zur Flut war es es nicht mehr allzu lange hin, und spätestens übermorgen wollte er ausfahren. Schließlich würden die Krabbenschwärme nicht warten, bis der Kahn endlich seetüchtig war.
Egnar schüttelte den Kopf, ging um sein Schiffchen herum und schaute zum Horizont hin. Dort, ganz weit hinten, wo das Wasser noch tief genug war, ließen sich gerade so eben die Umrisse von zwei Großseglern erkennen. Eines der stolzen Schiffe fuhr parallel zur Küste nach Osten, das andere hielt offenbar Kurs auf Ovéstola. Derart weit heraus würde er wohl nie kommen. Aber was sollte es schon?
Der Fischer atmete tief durch, ging hinüber auf die andere Seite des Kutters. Das Boot lag sicher vertäut auf mit Netzen voll Tang und Seegras weich gepolsterten, fast mannshohen Felsbrocken, so dass er sich unter dem Rumpf hindurch bücken konnte. Bald würde das Meer zurück an den Strand rücken und er würde die Arbeit unterbrechen müssen. Zwölf dieser Ankerplätze für die Fischer des Dorfes gab es entlang dieses Strandabschnitts. Außer dem seinen waren derzeit jedoch nur zwei weitere Boote vertäut. Alle anderen Männer waren auf Fang aus.
Egnar rückte den Seepocken mit seinem Spachtel zu Leibe und hing einer Weile seinen Gedanken nach. Die drehten sich nicht nur um die Ausfahrt und den Fang. Das war Routine, Alltag, nichts Besonderes. Zumindest, wenn drüben in der Burg wieder Ruhe einkehren würde.
Die Vögel freuten sich über die einfach erbeutete Mahlzeit und erfreuten ihn mit ihrem plärrenden Gesang. So lange, bis einer von ihnen einen schrillen Warnruf ausstieß und die ganze Schar eilig davonstob. Sogar die Großmöwen flatterten mit knatterndem Flügelschlag auf.
Egnar wandte sich überrascht um und schaute dem Schwarm hinterher. Die Tiere schwirrten eine Weile durcheinander und ließen sich dann in gebührendem Abstand beim benachbarten Dock nieder.
Dann entdeckte er die Ursache für den Tumult. Oben am Mast, auf der Rah, war ein großer schwarzer Vogel gelandet und balancierte dort mit ausgebreiteten Schwingen.
„Pack dich, Drecksvieh!”, schimpfte der Fischer und schleuderte die gerade gelösten Seepocken in Richtung Tieres, verfehlte es aber. „Flieg rüber in die Stadt!”
Der Rabe ließ sich nicht stören. Er legte seine Flügel zusammen, warf dem Fischer einen unbeeindruckten Blick zu und schien dann den Kutter eingehender zu begutachten.
Egnar runzelte die Stirn. Raben sah man hier in der Gegend weit seltener als die majestätischen schneeweißen Möwen. Gegen den strahlendblauen Himmel wirkte der Vogel dort oben auf dem Mast düster und unheilvoll. Der Fischer hob eine Handvoll Schlick auf und versuchte noch einmal sein Glück, aber der nasse Sand prasselte auf dem Deck nieder, ohne sein Ziel zu treffen.
Ach, das Vogelviech würde wohl selbst das Interesse verlieren und fortfliegen. Hier gab es nichts, was es sich holen konnte. Egnar zuckte die Achseln und widmete sich wieder der Kruste aus Seegetier.
„Ist das dein Schiff?”, fragte jemand nach einer Weile. Von oben.
Egnar blickte auf und wich erschrocken zurück. Oben am Mast stand ein Mann mit schwarzen Gewändern, hielt sich an der Rahstange fest und hatte einen Fuß in der schmalen Strickleiter, die hinaufführte. Er blickte aufs Meer hinaus.
„Bei den Mächten!” Egnar presste erschrocken eine Hand auf sein Herz. „Wo kommst du denn her?”
„Von Süden. Ich bin auf der Suche nach einem keptyen.”
„Nach einem keptyen? Hier? Nach welchem denn?”
„Das ist mir verhältnismäßig egal. Nach einem, der einen Passagier befördern würde.”
„Aber das … komm augenblicklich runter von meinem Mast! Was fällt dir eigentlich ein?”
Der Schwarzgewandete kletterte hinab, schlenderte hinüber zu Reling und beugte sich darüber. Von dort schaute er ruhig zu Egnar hinab. Sein Gesicht lag im Schatten seines Hutes verborgen.
„Welchen Preis würdest du verlangen?”
„Aber wofür denn?”
„Dafür, mich mit deinem Schiff hinaus aufs Meer zu bringen.”
„Hinaus aufs… mir scheint, du bist nicht hier aus der Gegend. Wenn du eine Reisepassage brauchst, warum suchst du dir nicht eine Mitfahrgelegenheit in Virhavét, wie alle anderen?”
„Weil mir ein kleines Schiff wie deines reichen würde. Also, kommen wir ins Geschäft?”
Egnar zögerte. Um Zeit zu gewinnen, steckte er seinen Spachtel umständlich unter seinen Gürtel. Vielleicht hatte dieser seltsame Kerl, wie auch immer er es geschafft haben mochte, sich unbemerkt anzuschleichen, etwas Lohnendes zu bieten. „Kommt drauf an. Wo willst du denn hin? Rüber zur Bucht, nach Emberbey?”
„Nein. Ich muss so nahe ans Chaos hinan wie möglich.”
„Was? Wieso?”
„Das spielt keine Rolle.”
Der Fischer lachte spöttisch auf. „Bis zum Rand des Chaos? Und da kommst du zu mir? Versuch dein Glück in der Stadt, da gibt es genug Verrückte, die sich auf so einen Irrwitz einlassen würden.”
„Tatsächlich?”
„Natürlich! Du brauchst nur ein einer der Spelunken in der Nordstadt ein paar Münzen springen lassen und schon hast du ein Dutzend keptyenay, die dich an Bord nehmen.”
„Ich glaube, ich würde mich lieber dir und deinem Boot anvertrauen.”
Der Fischer seufzte.
„Hör mal zu. Ich weiß nicht, wer du bist und woher du kommst und was du im Schilde führst. Aber mit mir machst du keine Geschäfte. Zum einen ist das hier nur ein bescheidener kleiner Krabbenfänger. Damit fahre ich nicht weiter als knapp über die Wassergrenze. Und zum anderen bin ich hier noch mindestens zwei Tage mit den Seepocken beschäftigt.”
Der Fremde legte seine Hände auf die Reling. Egnar glaubte, einen perlmuttfarbenen Schimmer über den Rumpf huschen zu sehen, sicher ein zwischen den Wolken verirrter Sonnenstrahl. Die Seepocken fielen mit einem satten Klatschen in den Schlick. Die Seevögel schossen herbei und feierten ein zügelloses Gelage unter dem Kutter.
Egnar blickte auf. Der Fremde verschränkte die Arme und neigte sich wieder hinab.
„Und was die Wassergrenze betrifft, ” sagte er, „besteht weder für dich noch dein hübsches Schiffchen Gefahr. Ich werde dich auch nicht von deiner Arbeit abhalten. Ganz im Gegenteil. Auf dem Weg werden dir – möglicherweise – genug Seefische für den Winter ins Netz gehen. Wer kann das schon sagen?”
„Wer oder was bist du?”, wisperte der Fischer.
„Jemand, vor dem du und deinesgleichen sich nicht fürchten muss. Im Gegenteil.”
„Du bist ein Schwarzmantel, nicht wahr? Bei den Mächten! Ich dachte, die Zeiten seien ein für allemal vergangen!”
„Ich bin in erster Linie jemand, der Hilfe erbittet. Und du scheinst mir eine vertrauenswürdigere Wahl zu sein als irgendein keptyen aus einer verrufenen Spelunke, der versuchen würde, mich um ein paar Geldstücke willen auf offenem Meer über Bord zu werfen. Ich bin mir einigermaßen sicher, dass dir so eine Unvernunft nicht einfiele.”
„Aber was bei den Mächten willst du an der Wassergrenze? Was gibt es da für dich zu schaffen?”
„Das, mein Freund, ist etwas, was du nicht zu wissen brauchst. Aber du musst es ebenso wenig fürchten.”
„Und wenn ich mich weigere?”
„Ich kann dich nicht zwingen. Es wäre lediglich schade, wenn ich anderswo fragen müsste. Übrigens, wo finde ich die Besitzer der Boote dort drüben? Ich habe nicht wirklich Verwendung für Geld, und ich würde es gern jemanden anvertrauen, der etwas damit anzufangen weiß.”
„Oh, Ilf ist vermutlich auf seinem Feld hinter den Dünen, und Pjerga ist…” Egnar begriff, unterbrach und besann sich. „Ach, den Mächten möge es egal sein,” seufzte er.
„Sehr schön. Was ist dein Preis?”
„Was kannst du mir anbieten?”
„Ich habe Silber und Kupfer im Wert von drei Goldmünzen bei mir. Wenn das nicht reicht, kann ich dir vielleicht zusätzlich einen Wunsch erfüllen.”
„Einen Wunsch erfüllen? Seit wann erfüllen Schwarzmäntel Wünsche?”
„Du hast recht. Das liegt nicht in unserer Natur. Also, was willst du? Ein volles Netz? Irgendwelche anderen Dinge?”
Der Fischer schaute zwischen seinem Schiff, den Dünen und der Burg hin und her.
„Du meinst das alles wirklich ernst? Da ist kein übler Trick dabei?”
„Nein.”
„Auch, wenn es ein … ungewöhnlicher Wunsch wäre?”
Der Fremde wirkte belustigt. „Warum nicht? Lass hören.”
„Also, wir haben da diesen teirand, Asgaý von Spagor …”
„Von dem hörte ich.”
„Hast du auch schon gehört, wie es mit uns hier steht, seit der alte teirand hinter den Träumen ist?”
„Mir kam zu Ohren, dass der junge teirand euch etwas … vernachlässigt.”
„Meine hýardora arbeitet als Wäschemagd in der Burg. Gestern hat sie erzählt, der teirand und yarl Emberbey hätten einen heftigen Streit gehabt. Und wenn der yarl schon das Wort gegen seinen teirand erhebt … müssen wir uns dann nicht Sorgen machen?”
„Sorgen?”
Egnar zuckte die Achseln. „Na ja. Sieh mal … wir haben hier ein sehr friedliches Leben. Bescheiden, aber friedlich. Mir gefällt’s hier. Mein Vater und mein Großvater sind schon von hier aus ausgefahren, als die Familie Spagor das teirandon übernahm. Es hieß, solange das Haus derer von Spagor über uns wacht, würde kein Unheil geschehen.”
„Ich verstehe. Du willst, dass jemand deinen teirand an seine Pflichten gemahnt?”
„In den Märchen, die meine Großmutter früher erzählt hat, hieß es, dass in alten Zeiten die teiranday viel auf den Rat von weisen Schwarzmänteln gegeben haben.”
„So. In Märchen.”
„Stimmt’s etwa nicht so?”
„Wie käme ich dazu, eine ehrwürdige Großmutter einer Lüge bezichtigen?”
„Na ja … es ist lange her.”
Der Schwarzgewandete schien einen Moment nachzudenken.
„Ich schaue mir deinen teirand an und schaue, was ich tun kann.”
„Wenn du das machst”, sagte Egnar, „fahr ich dich mitten ins Chaos hinein.”
Der Fremde senkte das Haupt und trat von der Reling zurück. Nur einen Lidschlag später flatterte der Rabe krächzend davon und schreckte erneut die Wattvögel auf, sodass Egnar inmitten eines Geflirrs von Flügeln und Schnäbeln verstört stehen blieb. Als sich der Wirbel nach einigen Augenblicken legte, fragte Egnar sich, ob er all das eben nur geträumt hatte. Aber der blanke Rumpf des Kutters belehrte ihn eines Besseren. Der Fischer schauderte und rieb sich die Augen. Aber das Boot blieb sauber und tadellos, wie an dem Tag, an dem sein Vater es vom Stapel gelassen hatte.
***
Am zweiten Abend, nachdem sie sich von yarl Altabete verabschiedet und den Weg zum Meer eingeschlagen hatten, war es Waýreth Althopian schlecht gegangen. Sehr schlecht.
Sie waren nur eine kurze Weile von der nächsten Herberge entlang der Hauptstraße gen Virhavét entfernt, als es Isan auffiel, dass ihr Herr zunächst noch wortkarger wurde, als er sich ohnehin gab, und schließlich ganz verstummte. Zuerst nahm sie an, er wolle mit seinen Gedanken für sich sein und ließ ihn vorausreiten. Das war zur Stunde der einsetzenden Abenddämmerung. Dann bemerkte sie, wie sich seine Haltung veränderte. Mehr und mehr sank er im Sattel zusammen, begann zu schwanken und zuckte immer wieder auf.
„Herr!”, rief Isan geistesgegenwärtig aus. „Die Füße aus den Steigbügeln! Lasst die Zügel los!”
Er hatte ihre Stimme wohl gerade eben noch gehört. Dann erschlafften all seine Muskeln. Er rutschte aus dem Sattel und schlug hart zu Boden, den Mächten sei es gedankt, am Rande einer weichen, üppigen Wiese. Das Pferd scheute und galoppierte, seines Gewichtes unvermutet entledigt, einige Sprünge weit fort; glücklicherweise, ohne dass der Ritter an Sattel oder Zaum verheddert, mitgeschleift wurde.
Isan zügelte ihr Maultier, stieg ab und war rasch an seiner Seite.
„Bei den Mächten, Herr!”, rief Isan aus. „Was ist mit Euch?”
„Ich denke, ich sterbe” kam es über seine Lippen. Die waren so spröde und trocken, dass sie bereits blutig aufsprangen. Sein Gesicht war blass wie frischer Käse, seine Augen rot unterlaufen. Isan erschrak.
Dann würgte er. Es gelang Isan gerade noch, ihn beiseite zu drehen und seinen Oberkörper auf ihr Knie zu lagern, damit er sich nicht wieder selbst besudelte.
Als der erste Anfall überstanden war, schloss er die Augen und schluchzte lautlos.
„Es ist alles in Ordnung, Herr. Ihr müsst Euch vor mir nicht genieren. Ich habe nach Zechgelagen in Valvivant schon erheblich peinlichere Dinge gesehen.”
„Es ist so demütigend“, brachte er hervor. „Nie zuvor habe ich mich besoffen!”
„Ich bin nicht Eure yarlara. Niemand sieht uns zu. Was wollt Ihr? Wonach ist Eurem Körper?”
„Mir ist so heiß. Ich verdurste…”
„Nein, tut Ihr nicht. Wir hatten am letzten Brunnen getrunken und die Tiere getränkt. Aber ich hole Euch Wasser. Bleibt liegen und versucht, Euch nicht zu übergeben.”
Sie erhob sich und holte ihren Trinkschlauch vom Sattel ihres Maultieres. Auch das Pferd war zwischenzeitlich zurückgekehrt. Isan war froh, dass die Ritter ihre Pferde dahingehend ausbildeten, gestürzte Reiter nicht im Stich zu lassen. Jetzt auch noch den Gaul einfangen zu müssen, hätte ihr nicht gepasst.
Althopian trank, als sei er tatsächlich völlig ausgetrocknet. Aber er konnte das Wasser nicht bei sich behalten. Obwohl er über die Hitze jammerte, war der Schweiß auf seiner Stirn eiskalt.
Isan probierte bis zum Einbruch der Dunkelheit alles aus, was ihr an schnell wirkenden Mitteln einfiel, aber keine ihrer Tinkturen und Pulver kam lange genug über Althopians Zunge, um irgendeine Wirkung zu zeigen.
Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Sie hatte gehofft, es zu vermeiden, aber es war mehr als offensichtlich, dass der wehrlose Zustand des Ritters eine Spätfolge dessen war, was der Rotgewandete ihm in Valvivant kredenzt hatte. Die junge doayra förderte die kleine Kalebasse und ein Tonbecherchen aus ihrer Tasche zutage. Die Flüssigkeit war rubinrot und duftete tatsächlich wie ein süßer, schwerer Wein. Sie roch keine auffälligen Aromen, die auf wirksame Zusätze hindeuteten.
Sie flößte ihm davon ein und beobachtete dann interessiert, wie die Farbe in sein Gesicht zurückkehrte. Nach einer Weile war er wieder in der Lage, sich aufzusetzen und schließlich aufzustehen.
Schweigend verkorkte sie die Kalebasse wieder. Sie mussten nicht darüber reden. Ihnen beiden war klar, was der Rotgewandete ihnen zu verstehen gegeben hatte.
„Vielleicht”, sagte er schließlich, als sie wieder auf dem Weg waren und auf die letzten Strahlen der Abendsonne zuhielten, „war es etwas Ähnliches, was die ersten Ritter der verwaisten teiranda gefügig machte.”
„Und nun?”
„Ich bin erschöpft. Lass uns in der nächsten Herberge einkehren. Ich muss schlafen.”
„Natürlich, Herr. Aber was tun wir für den Rest des Weges? Es ist nicht gut, wenn Euch dies fortan immer wieder quält.”
„Ich werde ab heute jeden Tag davon trinken. Einen halben Becher vielleicht. So lange, bis ich meinen Pakt eingelöst habe.”
„Das gefällt mir nicht, Herr.”
„Es muss dir nicht gefallen. Aber mir bleibt wohl keine Wahl, wenn ich das hier in Würde und Ordnung beenden soll …”
„Sagt mir, Herr … ist es das wert? Was habt ihr mit dem Lichtwächter ausgehandelt?”
„Es wird die Sache wert sein. Mehr darfst du mich nicht fragen. Ich darf es nicht sagen und es könnte dir schaden, es zu wissen.”
Sie senkte den Blick. „Ich verstehe.”
„Bis nach Spagor sind es vier Tagesreisen ab morgen. Noch kannst du dich entscheiden.”
„Ich brauche keine Entscheidung, Herr. Ich lasse Euch nicht allein.”
Wieder schwiegen sie eine Weile. Dann sagte er: „Ich weiß nicht, wie ich dir deine Treue vergelten kann. Ich bin weit davon entfernt, sie zu verdienen.”
Sie errötete. Er ritt wieder voraus.
Wie er es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, nahm er dabei den sonderbaren Kompass zur Hand, den der Rotgewandete ihm gegeben hatte und war einen Blick darauf. In den vergangenen Tagen hatte sich dabei nichts Besonderes gezeigt. Das war nun anders.
Die Scherbe zeigte gen Norden.
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