Ujora…

Ich hörte ihn. Aber ich erwachte nicht. Ich wollte nicht aufwachen. Ich spürte ihn ganz nahe bei mir. Er atmete flach. Die Nacht war so kühl…

Ujora, wach nicht auf. Hör mir zu.

Ich träume …

Im Traum kann ich dich erreichen.

Ich bin bei dir. Ich halte dich fest …

Ich weiß. Mir ist so kalt… So furchtbar kalt …

Ich langte zu ihm hin, bis ich seine Brust unter meiner Hand spürte. Wieder war da dieser kleine Schock, wie von Elektrizität.

Erschrick nicht.

Ein Prickeln ergriff meine Hand, kaum merklich und nicht unangenehm. Aber es blieb nicht auf meiner Haut, sondern brandete darüber hinweg.

Kannst du mein Herz finden, ohne aufzuwachen?

Ich tastete, ohne die Augen zu öffnen. Wenn ich das tat, würde ich aus diesem Halbschlaf aufwachen und vielleicht wäre dann seine Stimme weg, die sanfte warme Stimme, nach der ich mich so sehr gesehnt hatte. Seine Brust war klebrig. Das Kribbeln war mal stärker, mal schwächer zu fühlen. Ich versuchte, ihm mit den Fingern zu folgen, aber es glitt immer wieder davon, als perle es an dem Salbenfilm ab. Dann war da plötzlich eine kleine Unregelmäßigkeit unter meinen Fingern. Die Narbe von Gor Lucegaths Schwert.

Sehr gut. Und nun meine Stirn.

Die war unter meinen Fingern kalt vor Schweiß. Ich schmiegte mich an ihn und horchte.

Warum hast du die Gelegenheit nicht genutzt, als du sie hattest? Du könntest daheim in deinem Weltenspiel, deinem eigenen Leben sein. Warum bist du hiergeblieben?

Weil ich bei dir bleiben wollte.

Warum?

Weißt du das denn nicht?

Willst du es immer noch?

Ja.

Obwohl du möglicherweise nur ein Gefäß bist, in dem ich ein bisschen Magie abgelegt habe?

Das glaube ich ihm nicht.

Aber eben das habe ich tatsächlich getan.

Aber du hast es für mich getan, nicht für dich.

Möglicherweise habe ich dich angelogen. Dich ausgenutzt und überlistet.

Nein. Das hätte ich bemerkt. Ich lasse mir nichts mehr durch Worte verdrehen.

Bis du sicher?

Ja. Du hast mich in deine Seele blicken lassen. Ich vertraue dir. Ich lasse mich nicht mehr verwirren.

Unter dem Kribbeln machte sich ein Pochen bemerkbar, ganz zart.

Ich benötige tatsächlich ein klein wenig davon zurück. Nur einen Funken, der meine maghiscal wieder anfacht wie ein Streichholz ein Kaminfeuer. Der Rest muss bei dir bleiben. Es schützt dich vor Pianmurít.

Sag mir, wie ich das anstellen muss.

Sing für mich. Sing mit meiner Stimme. Erinnere dich. Weißt du noch, was ich für ein Lied für dich gespielt habe?

Ja, das tat ich. Diese Melodie würde ich nie vergessen. Sie war ganz tief in meiner Erinnerung eingebettet. Wenn ich lauschte, konnte ich ihren Nachklang spüren.

Ich hielt ihn fest im Arm, sein Herz und seine Stirn unter meinen Händen. Ich horchte auf seinen leisen Atem, auf das zaghafte Pochen. Auf den Nachhall seiner Stimme in meiner Seele. Auf sein Lied, das nach mir suchte, mich zu ihm rief, das war wie sanftes, glitzerndes Licht, das auf schwarzem Wasser schillerte. Ich tauchte hinein in seine Melodie, schmiegte mich hinein und spürte sie sanft und schützend um mich herum.

Losgelöst von mir spürte ich meine Hände, meine Finger, in denen etwas sich aufbaute, eine Energie, die sich in mir konzentrierte und aus mir heraus wollte, wie ein Strom. Aus dem Traum, aus dem Lied wurde mehr, wurde eine Spannung, die sich entladen wollte und musste.

Ich sang. Vielleicht sang auch er mit meiner Stimme, das spielte keine Rolle. Wir sangen gemeinsam im Schlaf. Das Lied klang zwischen ihm und mir, es formte sich, suchte sich seinen Weg. Es floss aus mir heraus, durch meine Fingerspitzen und ergoss sich von dort wie ein Rinnsal über seinen Körper. Aber anders als zuvor das seltsame Prickeln entglitt es nicht. Wie eine schützende Hülle legte es sich um ihn und versickerte dann in seiner Haut, wie in einen Schwamm. Oder wie in trockene Erde. Er keuchte auf und sein ganzer Körper vibrierte.

Ich fuhr hoch und die maghiscal riss ab. Wie ein Gummiband schnappte sie zurück und verschwand aus meiner Wahrnehmung.

Ich schaute mich verstört in der Dunkelheit um. Hatte ich tatsächlich nur geträumt?

Da spürte ich seine Hand. Sie griff nach der meinen über seinem Herzen. Seine Finger waren kühl. Einen Moment lang wagte ich nicht, zu atmen.

„Yalomiro?”, wisperte ich dann.

„Bleib bei mir”, murmelte er. „Bitte, halt mich noch eine Weile fest.”

„Ich bin da. Ich lass dich nicht mehr los.”

Ein zartes Aroma mischte sich in den Medizingeruch von Isans Salben. Ein wenig erinnerte er an frisches Gras.

Ich versuchte, zu verstehen, was passierte, während Yalomiro sich selbst mit seiner neu aktivierten Magie heilte. Beschreiben lässt sich das nur in viel zu groben Worten, denn was tatsächlich geschah, war so fein, so ätherisch, dass es sich nicht in Sprache fassen lässt.

Vielleicht am besten noch so: Zwischen seinem Körper und meinem lag eine Spannung, wie ein Wasserfilm. Von der maghiscal, die sich langsam um ihn herum aufbaute, streckten sich kleine Verbindungen zu mir hin wie … ja, wie winzige Wurzeln. Ich spürte unter der Hand auf seinem Herzen, wie sein Atem ruhiger und tiefer ging.

Zugleich wurde ich unglaublich müde, auf eine Weise, über die ich keine Kontrolle hatte. Es war, als ginge ein Teil von Yalomiros über Tage hinweg angewachsener Müdigkeit auf mich über, wie eine Narkose. Das war verstörend. Zugleich wusste ich, dass ich sicher war, dass mir nichts dabei passieren konnte. Ein, zweimal schreckte ich auf, bevor ich mir ganz entglitt. Und dann schlief ich ein.

Ich träumte erneut. Aber es war nicht das dystopische, wirre Geschehen, das ich aus den vergangenen Nächten kannte und mich im Unterbewussten zurück in mein altes, trostloses Leben katapultierte. Dabei war der Traum verstörend plastisch und real.

Ich war mit Yalomiro an einem spiegelglatten See unter einem sternenklaren Himmel. Das Firmament spiegelte sich auf der Wasseroberfläche, genauso wie die Bäume direkt am Ufer. Sie schienen mit den Kronen voran in einen Abgrund hineinzuwachsen. Es waren die knorrigen, eigenartig geformten Stämme von Olivenbäumen. Das Funkeln der Gestirne auf dem Wasser wirkte, als seien die Baumwipfel mit blitzenden Diamanten geschmückt. Außer einem gelegentlichen Plätschern und dem monotonen Zirpen von Grillen war es still.

Wir saßen nicht am Ufer, sondern am Ende eines großen flachen, glatten Findlings, der einige Schritte ins Wasser hineinragte, ein natürlicher Steg.

„Ist das der See im Boscargén?”, fragte ich ehrfürchtig.

„Hier habe ich als Junge am liebsten gesessen, damals. Hier war es so schön. So still. Hier konnte ich nachdenken.”

Ich schaute hinauf. Wie hell und glasklar diese Gestirne über dem offenen Wasser waren!

„Hast du in deiner Welt auch einen Lieblingsort?”

Darüber musste ich länger nachdenken, als mir angenehm war.

„Nein”, sagte ich schließlich.

„Wie sieht es mit Menschen aus? Mit deiner Familie? Freunden? Einem … hýardor?”

„Wenn du meine Gedanken hören kannst, weißt du das alles.”

Er schwieg eine Weile. Ob er in meinen Gedanken stöberte? Ich spürte nichts.

„Was ist das hier?”, fragte ich. „Wo sind wir?”

„Ich habe dich in meine Erinnerung hinein geholt, an meinen sicheren Ort. Hier sind wir ungestört. Hierher kann Gor Lucegath uns nicht folgen.”

„Bist du dir sicher?”

„Ja. Und selbst wenn er es versuchen würde, würden wir es bemerken.”

„Wie funktioniert das? Es …”

„Du hast nichts zu befürchten. Es ist unmöglich, sich in fremden Erinnerungen zu verlieren. Nicht einmal in meinen. Du wirst aufwachen und in deinem Bett liegen.”

„Ich verstehe.” Ich hätte den Moment gern länger bewahrt, konnte mich nicht sattsehen an der mystischen, dunklen Schönheit ringsum. Aber ich hatte meinen Teil der Abmachung zu erfüllen, so wenig es mir gefiel. Wenn ich es nicht zumindest versuchte, dessen war ich mir sicher, würde Gor Lucegath all die Qual einfach wieder von neuem beginnen.

„Yalomiro … ich möchte dich um etwas bitten.”

„Dich in deine Welt zurückzubringen?”

„Was?”

„Da war ursprünglich das, was du von mir erwartet hast.”

„Nein! Das ist unwichtig. Es geht um das ay’cha’ree…”

„Das ist ein Thema, dessen ich langsam überdrüssig bin. Jeder spricht mich auf das verfluchte Artefakt an. Können wir nicht über interessantere Dinge reden? Was ist mit Schmetterlingen?”

„Bitte, ich meine es ernst.”

Er seufzte, wandte sich mir zu und schaute fragend.

„Magst du etwa keine Schmetterlinge? Nun gut. Ich spüre, du hast eine Last auf dem Herzen, die dort nicht hingehört.”

„Könntest du dir vorstellen, es wiederzubeschaffen … wenn ich dich darum bitte?”

„Warum solltest du das wollen? Und warum sollte ich es tun?”

Genau das hatte Meister Gor vorausgesagt. Ich würde alles verpatzen, das war mir in diesem Moment klar. Aber es war ein Zwang. Ich musste weiter reden. Der Schwachsinn holte mich ein.

„Weil … wenn du dieses Artefakt aus dem Versteck geholt hast, dann ist er vielleicht endlich zufrieden. Und es ist doch gar nicht gesagt, dass er damit überhaupt etwas anfangen kann. Was, wenn es für ihn einfach nur eine Art Trophäe wäre?”

„Und wenn er auf irgendeine okkulte Weise herausgefunden hat, was sich damit anstellen ließe? Nein, Ujora. Für einen symbolischen Siegespreis hätte er sich niemals all die Mühe gegeben. Er hat etwas vor und weiß, wie er es anstellen muss. Dieses Risiko kann ich nicht eingehen.”

„Aber …”

„Wir müssen nicht länger diskutieren. Es darf nicht in seine Hände gelangen.”

„Aber willst du denn, dass er dich den Rest deines Lebens immer wieder fängt und misshandelt, bis du einmal zu alt bist, um vor ihm zu fliehen?”

„Natürlich nicht. Ich habe Besseres zu tun, als den Rest meiner Tage und darüber hinaus vor Gor Lucegath wegzulaufen und mich zu verstecken. Damit ist weder mir noch dir noch all den armen Unkundigen in Wijdlant und wo auch immer er bereits seine Fäden gezogen hat, geholfen. Was immer Gor Lucegath in all den Wintern vorbreitet hat, es läuft auf etwas Erschreckendes hinaus. Jemand muss dem Einhalt gebieten. Die Zeit ist gekommen, nun da auch Arámaú wieder da ist.”

Arámaú. Wieder diese schneidende Eifersucht, selbst hier, an diesem wunderschönen friedlichen Ort in seiner Erinnerung.

„Woher weißt du das?”, fragte ich und bemühte mich, nicht allzu verstimmt zu klingen.

„Sie hat zu mir geredet.”

„Wann?”

„Während du und die doayra mich umsorgt habt. Ich habe lange mit ihr Gedanken getauscht. Sie hat auf unsere Chance gewartet.”

„Sie ist eine Katze. Eine sehr alte Katze.”

„Sie ist eine camat’ayra. Sie kann uns helfen.”

Ja, dachte ich. Eine camat’ayra, die nichts dazu beigetragen hat, dass es dir wieder besser geht. Obwohl sie dir wahrscheinlich ganz einfach von ihrer Magie hätte abgeben können.

Laut fragte ich: „Und wie geht es weiter?”

„Ich habe sehr viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Ich habe eine Entscheidung getroffen, aus freiem Willen.”

„Und?”

„Ich werde es holen. Ich will es holen.”

Ich versuchte, zu begreifen, was er da gerade gesagt hatte, aber es wollte mir nicht in den Verstand hinein. Hatte er sich auf irgendeine Weise doch erpressen lassen? Hatte das, was er in Pianmurít erduldet hatte, seinen Widerstand gebrochen? Der Rotgewandete hatte mir bestätigt, dass Zwang Yalomiro nicht würde umstimmen können, dass Erpressung fruchtlos war. Doch wie …

„Aber nicht für ihn“, ergänzte Yalomiro beiläufig.

Nun begann ich zu ahnen, worauf er hinaus wollte. Entsetzen flutete mir entgegen, in einer Intensität, wie ich sie selbst in einem Albtraum nie zuvor gespürt hatte.

„Du willst es selbst benutzen”, sagte ich bestürzt.

„Es ist mein eigener Wunsch und Wille. Ich habe mich selbst dazu überredet. Und du musst dafür keinen gut gemeinten Verrat begehen.”

Ich schwieg bestürzt. Er lächelte aufmunternd. „Vertrau mir. Vertrau mir so, wie ich dir vertraue.”

„Was hast du mit dem Artefakt vor?”, fragte ich und wollte die Antwort eigentlich gar nicht hören.

„Bei allem, was geschehen ist, Ujora – das ay’cha’ree ist ein Werkzeug. Es wurde als Werkzeug geschaffen. Nicht, um in alle Ewigkeit ungenutzt zu bleiben. Ich denke, das ist es auch, was den Rotgewandeten umtreibt. Einer von uns wird es am Ende einsetzen, und sei es in einer fernen müden Zukunft. Ist es nicht besser, wenn ich es jetzt beende als wenn er damit den letzten Zug im Weltenspiel bestimmt?”

„Aber hattest du nicht selbst gesagt, dass Schattensänger damit nichts anfangen können?”

„Vielleicht hätten Weisere als ich in all der Zeit einmal darüber nachdenken sollen.”

„Bitte … tu nichts Unüberlegtes.”

Er blickte eindringlich mit seinen silberschimmernden Augen in die meinen.

„Ich war nie bei klarerem Verstand als jetzt. Und ich hatte nie ein deutlicheres Ziel vor Augen, keinen glühenderen Wunsch in mir. Und es ist mehr Besonnenheit dabei, als du dir denken magst.”

„Aber …”

„Ujora, nur einmal angenommen, es gelänge uns auf eine abenteuerliche Weise, aus Wijdlant zu entkommen. Wie sollte es weitergehen? Nirgendwo hätten wir unsere Ruhe vor ihm, egal, wo wir uns verstecken, egal, wie lange und wie oft wir ihm entwischen. Mein Leben ist an das seine gebunden, und ich glaube, zwischenzeitlich auch zu wissen, wie er selbst die Zeit um sich selbst und möglicherweise die teiranda betrügt. Niemals würden wir zur Ruhe kommen.”

Ich starrte aufs Wasser. Wen mochte er meinen, wenn er wir sagte? Sich selbst und Arámaú? Seinesgleichen?

„Ich will das nicht, Ujora”, fuhr er fort. „Ich will nicht das, was Noktáma mir an Magie geschenkt und die Mächte mir an Möglichkeiten zugemessen haben damit vergeuden, das Artefakt zu hüten.”

„Du hast mir selbst erzählt, dass das Artefakt Leute wahnsinnig gemacht hat.”

„Das ist richtig.”

„Und wenn es dich auch in den Wahnsinn treibt? Wenn es dir Schaden zufügt?”

„Das ist ein Risiko, das ich eingehen muss. Anders wird das Weltenspiel nie im Sinne der Mächte weitergehen.”

„Aber … weißt du denn, wie man das ay’cha’ree benutzt?”

„Nein. Noch nicht.”

„Ich habe Angst!”

„Ujora, was immer geschieht, ich will, dass du niemals Angst vor mir hast. Egal, was passiert, egal, wie es scheint: Hab niemals Angst vor mir.”

„Ich habe keine Angst vor dir. Ich habe Angst um dich.”

Er blickte nachdenklich auf die Spiegelbilder der Bäume in der Tiefe. Ich seufzte hilflos und schaute ebenfalls auf das Wasser, auf das Glitzern und die gespiegelten Bäume. Das träge Plätschern war eine Weile der einzige Laut.

„Bitte”, sagte ich schließlich. „Bitte sei vorsichtig.”

„Ja. Unvernunft ist etwas, das ich mir nicht mehr leisten kann. Es würde zu viele Menschen in Gefahr bringen.”

„Es würde dich in Gefahr bringen!”, rief ich aufgewühlt aus.

Er sah mich überrascht an.

„Bitte”, wisperte ich. „Ich will dich nicht verlieren. Nicht an den Wahnsinn und nicht an Gor Lucegath.”

Er neigte sich zu mir. Ich verlor mich ihn seinem sanften, leuchtenden Blick.

„Ich danke dir, Ujora. Ich danke dir, dass du ihn um mein Leben gebeten hast.”

„Ich wünschte, ich hätte vorher irgendetwas tun können, um dir zu helfen! Um dich zu retten! Ich hatte gar keine Vorstellung, was geschehen würde, bis … und er war fort und ich konnte dich nicht erreichen, und …”

„Du bist mir näher geblieben, als du dir vorstellen kannst, Ujora. Weißt du, was mir in Pianmurít den Verstand erhalten hat?”

„Nein. Was denn?”

„Ich wollte dir dies hier zeigen. Zumindest in meiner Erinnerung wollte ich dich den Ort sehen lassen, an den ich dich so gerne einmal geführt hätte.”

„Es ist wunderschön”, sagte ich leise. „Ich würde dir so gern hierher folgen.”

„Dieser Ort, Ujora, existiert nicht mehr. Pianmurít hat ihn verschlungen. Aber … vielleicht wird er wieder erstehen, wenn ich Gor Lucegath … besiege.”

„Ich sollte dich darum bitten. Nun wünschte ich, ich könnte es dir ausreden.”

Er lächelte flüchtig. Dann legte sich verstörender Ernst über sein Gesicht.

„Darf ich dich noch ein letztes Mal um einen Gefallen bitten, Ujora?”

„Was kann ich tun, Yalomiro? Womit kann ich dir helfen … damit dieser Ort wieder Wirklichkeit wird?”

„Wärest du bereit, noch einmal eine Weile … für mich zu schlafen?”

Ich verstand, was er meinte. Sagen konnte ich nichts. Ich hatte nur den übermächtigen Wunsch, ihn zu umarmen, ihn zu bitten, bei mir zu bleiben. Zugleich war mir klar, dass er nicht länger warten konnte. Dass er bereit war, Gor Lucegath herauszufordern.

Ich nickte wortlos. Er lächelte dankbar. Dann legte er seine Arme um mich. Ich schmiegte mich an ihn und hörte ihn singen. Mit jedem Ton verblassten der See und die Nacht mehr und mehr, und ich wurde dumpf und schwer.